Abenteuer Transsilvanien

18. Oktober 2023

Transsilvanien, da denkt man zuallererst an Dracula, blutsaugende Vampire, an Bären und Wölfe. Aber eher nicht ans Auswandern. Die Literaturwissenschaftlerin Rita Klaus hat aber genau dort für ihre sechsköpfige Familie eine neue Heimat gefunden – in einem Dorf im Nirgendwo.

Mit Leichen gepflastert

In dem Buch „Tatsächlich Transsilvanien“ beschreibt sie den nicht immer ganz einfachen Weg der Familie, in Rumänien heimisch zu werden: „Nein, unser Weg nach Transsilvanien war nicht einfach. Er ist mit Leichen gepflastert, gefressene Katzen, gerissene Kühe, erfrorene Straßenhunde, erstochene Schweine, geköpfte Truthühner. Und Rumänen, die sich über uns totgelacht haben.“

Fettnäpfchen und Tretminen

Mit Recht, wie die Autorin zerknirscht einräumt. Kein Fettnäpfchen, in das sie nicht getreten ist, und dann auch noch die Tretminen der rumänischen Sprache. Rita Klaus und die Ihren mussten viel lernen, bis sie sich in Transsilvanien daheim fühlen konnten. Das fängt schon bei der Sanierung des alten Hauses an und reicht hinein bis in den Alltag: „In Rumänien bist du der Depp, wenn du nicht backen, räuchern, wursten oder wenigstens anständig einkochen kannst.“

Straßenhunde und Plumpsklo

Die Neuankömmlinge müssen sich an die allgegenwärtige Armut ebenso gewöhnen wie an den Müll, die Straßenhunde und überhaupt den eher rauen Umgang mit Tieren. Dafür werden sie überrascht von der Großzügigkeit ihrer Nachbarn, von einer ungeahnten Hilfsbereitschaft. Rita Klaus erzählt mit viel Humor von überraschenden Begegnungen und erstaunlichen Zufällen. Vom inspirierenden Plumpsklo und der Sprachverwirrung des Navi, bei dem das rumänische Wort für Chaussee zu Soße Aua wird.

Vorsicht beim Plimbare

Sie leuchtet historische Hintergründe aus, schreibt über peinliche Missverständnisse und darüber, warum man beim Plimbare (rumänisch für Spaziergang) aufpassen sollte. Sie gibt ein paar wichtige Tipps zum Umgang mit rumänischen Traditionen, verrät Rezepte und am Ende des Buches auch, was sie an der neuen Heimat fasziniert: „Rumänien ist mehr als ein Abenteuer. Rumänien ist das wilde Kind, das sich erst abwendet und bockt, nur um sich einem dann umso heftiger ans Bein zu klammern und nie wieder loszulassen… Das Land zwingt zum Runterkommen. Alles geht irgendwie. Irgendwie geht alles, irgendwann. Diese absolute, permanente und fast wie nebensächlich hingenommene Gleichzeitigkeit, das Miteinander der krassesten Kontraste.“

Lust auf Rumänien

Rita Klaus ist dem Land verfallen, und sie würde gern andere mit ihrer Rumänien-Liebe infizieren. Ihr Buch macht auf jeden Fall Lust, Land und Leute näher kennenzulernen – es muss ja nicht eine Lebensentscheidung sein.

Info
Rita Klaus. Tatsächlich Transsilvanien, DuMont, 287 S., 17,95 Euro

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