Das muss man sich erstmal trauen: Mit dem Rad von Kapstadt nach Wien fahren – ohne männliche Begleitung. Tanja Willers und Johanna Hochedlinger haben sich getraut. Aus ihrer 24.100 Kilometer langen Tour sind Blogbeiträge entstanden und daraus das Buch „2 Frauen, 2 Räder, 1 Zelt“. In kurzen, reichlich bebilderten Episoden und mit vielen nützlichen Tipps berichten die beiden Frauen von ihrem Abenteuer.
Offenheit und Lernbereitschaft
Für all jene, die daran denken, eine ähnliche Reise zu unternehmen, haben sie einen Rat: „Besonders der Versuch, unsere Umwelt nicht andauernd nach mitteleuropäischen Kriterien und Maßstäben zu bewerten und ein gewisses Maß an Offenheit und Lernbereitschaft haben uns beim Eintauchen in neue, oftmals befremdliche Lebenswelten geholfen.“
Befremdliche Einblicke
Und Befremdliches haben sie immer wieder erlebt: Beim Einblick in die Kultur der Buren in Südafrika ebenso wie bei der spürbaren Distanz zwischen Schwarzen und Weißen. In der Hitze Namibias, bei der Großwildjagd und bei Begegnungen mit neugierigen Fans. Die beiden haben zwischen Löwen in Botswana gezeltet, in Schulen und verlassenen Hotels.
Extreme Erlebnisse
Sie haben Elefanteneintopf gegessen, Krokodilsteaks und Kuduwurst. Sie waren auf Schotter unterwegs und auf Sand, im Dschungel und auf Asphalt, sind Berge hoch und runter gefahren und durch brodelnde Städte geradelt. Sie haben Wetter- und Temperaturextreme erlebt, Seitenwinden und Sandstürmen getrotzt und Erfahrungen in 21 Ländern gesammelt.
Bis an die Grenzen
In Äthiopien haben sie fast den Mut verloren: „Die beiden Wildcamperinnen sind an ihre persönlichen Belastungsgrenzen gestoßen – nicht zwischen nächtlich herumschleichenden Löwen und Hyänen, nicht auf einem wild schaukelnden Boot, sondern unter Menschen.“ In Saudi-Arabien haben sie rein weibliche Gastfreundschaft genossen und über die Schönheiten aus der Vergangenheit und die Visionen für die Zukunft gestaunt. Im Iran haben sie die subtile Protesthaltung der Menschen bewundert.
Glück und Privilegien
Spätestens hier wird ihnen klar, dass das alles nur möglich war, weil sie privilegiert sind: „ Wir sind auf zwei Rädern durch die Welt gereist. Wir konnten das tun, weil wir die nötigen körperlichen und mentalen Voraussetzungen hatten. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Mit unseren starken Reisepässen, genug Geld, Versicherungen und dem Wissen nach unserer Rückkehr wieder einen Job zu haben, gehören wir zu einer klitzekleinen Gruppe von Menschen, die dank einer unverschämten Portion Glück mit genau diesen Privilegien ausgestattet wurde. Wir sind frei zu tun, was immer wir wollen.“
Zuwachs und Rückblick
Kurz vor Ende des großen Abenteuers bekommen die beiden noch Zuwachs – ein Kätzchen fordert ganz neue Qualitäten. Und dann sind sie schon bald wieder zu Hause und können im Rückblick eine Antwort auf die Frage „Warum reisen wir?“ geben: „Wir sind beim Reisen nicht auf der Suche nach dem großen Glück, aber je weiter der Horizont – innen wie außen – desto wohler fühlen wir uns.“
Info Tanja Willers/Johanna Hochedlinger. 2 Frauen, 2 Räder, ein Zelt. Tyrolia, 285 S, 28 Euro
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