Oh, wie schön ist Bozen!

21. Mai 2024

Das Oh mit dem Ausrufezeichen zeigt schon an, dass dieser Reiseführer über Bozen anders ist, dass er zum Staunen anregen will. Und dieses Versprechen halten Maria Kampp und Oswald Stimpfl auf 160 ebenso unterhaltsamen wie informativen Seiten.

Alte Fresken und moderne Kunst

Tatsächlich lernt man die Südtiroler Hauptstadt von den unterschiedlichsten Seiten kennen. Da ist so ziemlich alles drin, was den Südtirol-Gästen Freude macht: Die Kunst mit uralten Fresken in Kirchen, Kapellen und in der Burg aber auch moderne Kunst im trendigen Ambiente. Weder die Autorin noch der Autor haben Berührungsängste mit der Moderne.

Frischer Stil

Das gilt auch für den Stil und die Fotos.  Frisch und manchmal auch frech kommen die Texte daher – mit Anglizismen als Stilmittel. Da darf dann schon mal ein Fresko zum Weltuntergang ziemlich respektlos beschrieben werden: Während die Reichen vom Reiter Tod niedergemäht werden, bleiben die Seelen der Armen verschont. „Engel begleiten in den Himmel. Dort geht‘s auf die Waage. In einer Waagschale sitzt die gute Seele und wiegt schwer, auf der anderen Schale versucht der Teufel vergeblich, die Waagschale hinunterzudrücken. Der Reiter schwingt derweil die Sense und mäht Menschenköpfe…“

Schräge Perspektiven

Auch die Fotos sind anders als die üblichen Hochglanz-Bilder und zeigen so manches aus schräger Perspektive. Auch Ausschnitte, die weh tun wie die Gedenktafel auf dem Friedhof der alten Grieser Pfarrkirche, die an das tragische Schicksal einer Familie erinnert, die innerhalb von zwölf Tagen sechs Kinder verlor, gestorben an Masern und Scharlach, vielleicht auch an Diphterie.

Schattenseiten

Auch die Schattenseiten der Stadt findet man in diesem Reiseführer, das faschistische Siegesdenkmal etwa, die Monumental-Architektur aus der Mussolini-Zeit und der Bahnhof, durch den unter der NS-Diktatur auch die Viehwaggons rollten, die Menschen in die Vernichtungslager transportieren. Aber man erfährt auch, wie offen die Stadt sich der Zukunft zuwendet und was für sie die Autonomie bedeutet.

Überraschendes auch für Insider

Dazu jede Menge Tipps für In-Lokale und Szene-Kneipen, für Ausflüge in die Höhe wie nach Kohlern, dem „Zauberberg“. Auch für Südtirol-Fans dürfte in diesem Büchlein manches Neue dabei sein und selbst bei Altbekanntem könnte ihnen ein erstauntes Oh! Über die Lippen kommen. Die Autoren beweisen, dass die Stadt, in der „Alpenflair dem Dolcefarniente die Hand reicht“ immer noch überraschen kann.

Info Maria Kampp/Oswald Stimpfl. Oh! Bozen, Folio, 160 S., 20 Euro, ISBN 978-3-852556-881-2

 

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