Doris Dörrie ist viel unterwegs – und immer bringt sie von ihren Reisen etwas mit nach Hause. Darüber schreibt die Filmregisseurin in dem Buch Die Reisgöttin und andere Mitbringsel . Sie muss schon eine ganze Souvenir-Sammlung haben mit vielen seltsamen Fundstücken – eine Gemüsebürste aus dem japanischen Kyoto, eine Strandglassammlung, das Modell eines menschlichen Gehirns aus dem Iran, eine Bachmuschel aus dem Allgäu und, ja auch das, einen Teppichklopfer aus einem Abbruchhaus.
Die Reisgöttin und das Risotto
Zur Feuerwehrmütze aus Tokio gibt‘s die Geschichte einer Katastrophe mit dazu. Und die balinesische Reisgöttin, die im Titel des Buches steht, darf im heimischen Haushalt über das Risotto Milanese wachen. Aber nicht alle Mitbringsel fühlen sich wohl in Dörries Zuhause. Der mexikanische Kaktus zum Beispiel, den sie in einer Plastiktüte mitgebracht hatte, „sieht sehr traurig aus seinem Topf auf die permanent verregnete Straße und sehnt sich nicht nur nach Sonne und dem mexikanischen Himmel, sondern wahrscheinlich auch nach der richtigen Musik“.
Borotalco gegen Flecken
Man erfährt so einiges über die Autorin, die sich in diesen kurzen Notizen nicht nur durch ihre Reisen, sondern auch durch ihr Leben pirscht. Dass sie schon als Kind eine rege Fantasie hatte. Dass sie in Italien Borotalco als Wundermittel gegen Flecken kennengelernt hat und in der Schweiz Ruchmehl zum Brotbacken. Dass sie gern auch Beschädigtes sammelt, um sich zum Durchhalten zu ermuntern. Dass sie bei den Dreharbeiten zu Kirschblüten Hamami am liebsten einen ganzen Container mit „japanischem Ramsch“ gefüllt hätte und stattdessen einen alltäglich wirkenden Teller mitnahm mit Schriftzeichen, deren Inhalt sie bis heute schätzt: „Gut miteinander zu sein ist schön“.
Indischer Sari und bayerisches Dirndl
Sogar eine Art kultureller Aneignung räumt Dörrie ein, wenn sie sich in Indien in einen Sari hüllt, in Japan in eine Yukata oder in Mexiko in einen kleinen Poncho. Auch, dass sie mit dieser Neigung nicht allein ist, weiß sie wohl: „Dafür erfreue ich mich jedes Jahr zum Oktoberfest an Touristen aus aller Welt in Lederhose und Dirndl.“
Über 125 hübsch illustrierte Seiten folgt man Doris Dörrie auf ihren Reisen und durch ihr Leben und fühlt sich am Ende fast so vertraut mit der Autorin wie eine Freundin oder ein Freund.
Info Doris Dörrie. Die Reisgöttin und andere Mitbringsel, Diogenes Tapir, 112 S., 24 Euro
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