Ursula Poznanski ist ein Phänomen. Nach Erfolgen mit Jugendbüchern („Erebos“) schreibt die Wienerin auch Erwachsenen-Romane und All-Age-Thriller, die nahezu regelmäßig auf den Bestseller-Listen zu finden sind. Auch Oracle hat das Zeug zum Bestseller, selbst wenn sich in dem spannungsgeladenen Thriller um den jungen Julian einige Ungereimtheiten finden.
Die Sache mit den Markern
Der 17-Jährige hatte als Kind merkwürdige Visionen. Manche in seiner Klassen hatten merkwürdige „Marker“ am Körper oder im Gesicht, die nur er sehen aber nicht enträtseln konnte. Was sollte die rote Wolke bedeuten, die Verenas Beine verdeckte, was die Nebel, die aus Lars‘ Augen quollen? Julian zog sich ängstlich zurück, wurde gemobbt und fand erst durch Medikamente und Psychotherapie zu einem „normalen“ Leben. Doch bei einem Klassentreffen stellt er schockiert fest, dass Verena im Rollstuhl sitzt. Sollte die rote Wolke auf den späteren Unfall des Mädchens hinweisen? Und was bedeuteten die anderen Marker?
Was ist mit der Zukunft?
Julian, inzwischen in einem Studentenwohnheim mit dem lebenslustigen Robin und der einfühlsamen Pia befreundet, ist entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und die Tabletten abzusetzen. Womöglich könnten seine Visionen dabei helfen, Schlimmes zu verhindern. Kann er die Zukunft verändern?
Die Geister, die er rief…
Die Verantwortung lastet schwer auf dem jungen Mann. Vor allem, nachdem eine Mitbewohnerin, die er vor einem zudringlichen Zeitgenossen bewahrt hat, ihre „Rettung“ im Internet gepostet und der skrupellose Lars Julians Visionen als Geldquelle „entdeckt“ hat: „An diesem Abend holte Julian die Schachtel mit den Tabletten aus seiner Schreibtischschublade und betrachtete sie lange. Er konnte das alles wieder abstellen. Es würde ein wenig dauern, aber dann hätte er Ruhe. So wie die letzten viereinhalb Jahre lang.
Nein, nicht genau so. Er wusste jetzt viel mehr als zuvor und er ahnte, was für eine Qual es sein würde, die Marker nicht mehr zu sehen, sondern nur noch raten zu können, ob jemand einen an sich hatte. Und erst recht, sich fragen zu müssen, ob er es hätte vorhersehen können, wenn jemandem aus seinem Umwelt etwas zustieß. Er legte die Tabletten zurück und schloss die Schublade. Wie er sie auch drehte und wendete, die Situation war aussichtslos. Die Geister, die er gerufen hatte, würde er nicht mehr loswerden. Nie mehr.“
Harte Probe für die Freundschaft
Das betrifft auch seine Psychotherapeutin, der er eine Interpretation seiner Visionen zumutet, die sie nicht akzeptieren will. Und dann haben plötzlich fast alle im Wohnheim irgendwelche Marker. Verzweifelt versucht Julian herauszufinden, was sie vorhaben und sie von gefährlichen Unternehmen fernzuhalten. Dabei macht er sich nicht nur Freunde, wirkt immer mehr als der Freak, der er auf keinen Fall sein will. Selbst Robin droht, sich von ihm abzuwenden. Und auch Pia scheint am Ende ihrer Geduld.
Spannung bis zum Schluss
Wird es Julian trotz allem gelingen, die Freunde zu retten? Ursula Poznanski setzt auch in Oracle gekonnt auf Cliffhanger und Spannungselemente, um die Lesenden bei Laune zu halten. Und das funktioniert bis zum Schluss.
Info Ursula Poznanski. Oracle, Loewe, 432 S., 22 Euro, ab 14
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