Für Margot Flügel-Anhalt gibt es keinen Ruhestand. Die Frau ist immer aktiv – ob zu Hause im Örtchen Thurnhosbach oder unterwegs zu neuen Abenteuern. „Hoch. Hinaus.“ wollte sie wohl schon immer. Und ihr drittes Reise-Abenteuer – nach der Fahrt mit einer Enduro zum Pamir-Highway und der nächsten mit einem alten Benz in den Iran – über die sie jeweils Bücher schrieb, ist sie mit einem alten Lada aufgebrochen zu ihrem Sehnsuchtsziel Nanga Parbat. Allein. Nur zwischendurch begleiten sie zwei junge Filmmacher. Denn auch Filme entstehen bei diesen Abenteuern. Margot Flügel-Anhalt ist inzwischen schon so etwas wie eine alte Abenteuer-Häsin.
Keine Angst vor Hindernissen
Die Sozial-Pädagogin war zeit ihres Lebens eine Reisende. „Ich mache etwas, das ich machen möchte“, beschreibt sie ihren Antrieb. Aus der Ruhe bringen lässt sie sich dabei von kaum etwas, wie sie ihrem Buch „Hoch. Hinaus.“ schreibt. Weder von Bergrutschen oder Überschwemmungen, noch von den Konflikten im Iran – sie kam kurz nach der Ermordung von Jina Masha Amini ins Land und erlebte die Anfänge der Proteste mit – oder von der Reparaturanfälligkeit ihres Autos und miserablen Straßen.
Resilienz und Neugier
„Ich hatte eigentlich solche heftigen Abenteuer überhaupt nicht bestellt“, sagte sie in einem Interview nach der Reise. Dass sie alle trotz gelegentlicher Wutanfälle ohne körperliche und seelische Blessuren überstanden hat, grenzt schon an ein Wunder. Vielleicht half ihr dabei auch der Resilienz-Workshop, den sie vor dieser Reise absolvierte. Bestimmt auch ihre nie versiegende Neugier, gepaart mit einer unglaublichen Zuversicht, dass schon alles gut gehen werde.
Ein Lob der Gastfreundschaft
Dieser Optimismus scheint ansteckend zu sein: Auch in schier ausweglosen Situationen hat sie Menschen gefunden, mit denen sie sich austauschen konnte, die ihr halfen. Sie lobt die große Gastfreundschaft, die sie fast überall genießen durfte, die Hilfsbereitschaft vor Ort, das Gemeinschaftsgefühl der Fernreisenden. Denn Margot Flügel-Anhalt ist beileibe nicht die einzige auf Abenteuertour, wenn auch die älteste und meist auch die mutigste. Sie trifft Biker, Radler und Wohnmobilreisende, schließt Freundschaften und ist doch immer wieder glücklich, allein unterwegs zu sein.
Atemberaubender Nanga Parbat
Und ihr im wörtlichen Sinn atemberaubendes Abenteuer am „deutschen Schicksalsberg“, dem Nanga Parbat, war im Rückblick aller Anstrengungen wert: „Die Eindrücke, die ich in diesem Monat in Pakistan gesammelt habe, waren so intensiv, so neu und so außerordentlich, dass ich mich selten lebendiger gefühlt habe. Allen voran der leuchtende Nanga Parbat in der mondlosen Nacht, oben im Base Camp. Was für ein wundervoller Anblick! Und die Menschen in Pakistan. Sie sind freundlich, auf eine beinahe kindliche Weise neugierig auf Fremde, die in ihr Land kommen. Sie sind so offen. So unverstellt.“
Mut auch im Alter
Unverstellt kommen auch diese ziemlich einmaligen Reise-Erinnerungen daher, auch wenn Titus Arnu wieder als Co-Autor fungiert hat. Margot Flügel-Anhalt, inzwischen knapp 70, beweist, wie viel auch in späteren Lebensjahren möglich ist, wenn man sich selbst vertraut. Man liest und staunt und freut sich mit der Autorin, dass sie es wieder einmal geschafft hat.
Info Margot Flügel-Anhalt. Hoch.Hinaus., Polyglott, 239 S., 18,90 Euro
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