„Namaste Corona“ rufen Jugendliche in Nepal den beiden deutschen Weltenbummlern hinterher, als die Pandemie ihr Land in einen Lockdown zwingt. Gerade so, als seien die „Westerners“ schuld daran. Namaste Corona heißt auch das Buch, das Michael Moritz über seine Erlebnisse in Nepal während des Corona-Lockdowns geschrieben hat.
Zum Stillstand gezwungen
Der überzeugte Weltenbummler, der Sicherheit, Job, ja sogar die Liebe seiner Reise-Leidenschaft geopfert hat, wird in Nepal zum Stillstand gezwungen. Allerdings mit der Liebe seines Lebens, Anna, mit der er sich nach einem Jahr verabredet hatte. Im Lockdown sucht sich das Paar eine Unterkunft jenseits der überfüllten Städte Nepals, eine Zuflucht auf dem Land.
Türen öffnen sich
Sie finden eine Hütte über dem Phewa See, in einer idyllischen Landschaft. Doch weitab von allem, was ihr bisheriges Leben ausgemacht hat. Einfach ist das alles nicht, aber mit der Zeit lernen die beiden nicht nur die Nachbarn und Hausvermieter kennen, sie finden auch Freunde im Ort. Und plötzlich öffnen sich Türen zu einer anderen Art von Leben, einem einfachen Leben ohne große Ansprüche.
„Ich bin Tourist“
Michael und Anna packen mit an, helfen, wo sie können. Sogar die Jugendlichen lernen die beiden zu akzeptieren. Und Michael Moritz denkt über die unterschiedlichen Lebensweisen nach – die arrangierte Ehe der Freunde, ihr bescheidenes Leben und die eigenen Privilegien: „Ich bin der Reiche. Der Westerner mit Sonderrechten. Ich bin Tourist, Ich entscheide er an meiner Reise verdient und wer nicht. Die Menschen sind abhängig vom Tourismus . Von mir . Kein Tourismus , kein Geld. Kein Geld, kein Leben.“
Zwei Seiten des Tourismus
Das gilt für den Freund, der in normalen Zeiten als Tour Guide arbeitet und im Lockdown wieder als Reisbauer. Die alten Traditionen, der Zusammenhalt der Familien helfen beim Überleben. Doch der Tourismus ist nicht nur Devisenbringer, seine Auswüchse bedrohen auch das Selbstverständnis der Menschen: „Ganz schleichend werden die eigentlichen Traditionen ausgehöhlt, einst authentische Erfahrungen werden nachgespielt und verkauft, Unter dem Deckmantel des Fortschritts, wachsenden Wohlstands und de Globalisierung wird die Vielfalt der Welt von der Gleichschaltung durch Geld einer modernen Form des Kolonialismus bedroht.“
Freunde in der Ferne
Moritz kritisiert die „ökologische Barbarei der Reisebranche“. Und doch profitiert auch er. Nach dem Lockdown ist das Paar zurückgekehrt nach Deutschland. Doch schon bald planen Anna und Michael die „Heimkehr in ihr Dorf“ in Nepal – mit ihrer kleinen Tochter. Und weil Corona dabei geholfen hat, Freunde in der Ferne zu finden, ist der Titel des Buches Namaste Corona positiv zu verstehen.
Info Michael Moritz. Namaste Corona, Malik, 255 S., 18 Euro
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