Freunde sind wichtig im Leben. Das wissen auch schon kleine Kinder. Und Mika musste gerade seinen besten Freund zurücklassen. Denn sein Papa Paul ist wegen seiner neuen Liebe umgezogen. Nun muss Mika sich nicht nur mit einer neuen Frau – Greta -, sondern auch noch mit einer neuen Klasse anfreunden. Tony und Jack würde er gern zu Freunden haben, das dunkellockige Mädchen und den unerschrockenen Jungen. Statt dessen sitzt der Brillenträger Arvid neben ihm, ein Außenseiter wie er und ziemlich nervig, wie Mika findet.
Mutprobe mit Folgen
Als Tony und Jack, die Unzertrennlichen, ihn zu einer Spritztour einladen, ist er geflasht. Doch ganz schlau wird er aus den beiden nicht. Und die Mutprobe, auf die sie ihn stellen, ist auch nicht lustig. Wollen sie nur mit ihm spielen? Doch schon beim nächsten Mal ist er wieder dabei, und wieder verlangt Jack eine Mutprobe, die Tony diesmal allerdings verhindert. Und dann ist da diese Obdachlose in der alten Fabrik, dem ganz privaten Spielplatz von Tony und Jack.
Brutaler Denkzettel
Dass sie sich da eingenistet hat, wollen die beiden nicht akzeptieren. Sie beschließen, der Alten einen Denkzettel zu verpassen, und Mika soll mitmachen. Es kommt zu einem Ausbruch der Gewalt, die auch Mika euphorisiert. Doch der Katzenjammer lässt nicht lang auf sich warten. Der Junge sorgt sich um das Opfer und weiht Greta ein. Gerade noch rechtzeitig, bevor die drei womöglich in eine Spirale der Grausamkeiten abgeglitten wären.
Aus Mikas Sicht
Sigrid Zeevaert lässt Mika die Geschichte dieser gefährlichen Dreierbeziehung erzählen. Das macht seine emotionale Achterbahnfahrt authentisch. Der Junge ist hin und hergerissen zwischen der Faszination für Tony und Jack und ihr Anderssein und seinem moralischen Kompass. Er weiß, dass er Arvid vor den Kopf gestoßen hat, um sich bei dem bewunderten Duo Respekt zu verschaffen. Er weiß, dass Tony und Jack gern über die Grenzen des Erlaubten gehen. Und er weiß, dass ihr Angriff auf die alte Frau nicht nur gemein, sondern auch gefährlich ist.
Ein neues Leben
Und doch macht er alles mit – bis er den Spagat zwischen seinem moralischen Empfinden und dem eigenen Handeln nicht mehr erträgt. Bis dahin erleben die Leser einen pubertären Jungen, der nicht verkraften kann, dass seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hat. Einen Jungen, der sein Leben neu definieren muss und der sich im Freundschaftstaumel beinahe selbst verliert. Lebensnah und spannend!
Info Sigrid Zeewaert. Mika, Tony und Jack, Tulipan, 180 S., 14,20 Euro, ab 10
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