Travel Episodes sind Berichte aus einer anderen Welt, aus der Welt der Weitreisenden, der Weltwanderer. Die Autoren sind ganz unterschiedliche Menschen, junge und ältere, Frauen und Männer. Aber eines eint sie: Sie wollen raus, Abenteuer erleben. Das muss nicht einmal in der Ferne oder auf hohen Bergen sein. Manchmal wartet das Abenteuer auch vor der Haustür, zum Beispiel, wenn man von einer langen Reise zurückkommt und das Alte nicht wieder erkennt.
Verlassen der Komfortzone
Doch meistens geht es auch in diesen Travel Episodes, von Johannes Klaus wieder kundig ausgewählt, um die Konfrontation mit dem Anderen, dem Fremden, um das Verlassen der Komfortzone und die Konfrontation mit dem eigenen Ich. Am Amazonas wird für Lisa und Julia Hermes „die Entbehrung plötzlich eine Freundin, die Sehnsucht eine Beraterin und die Melancholie eine Verbündete“. Sie erinnert sich, warum sie das alles macht. „Es ist diese Grenzerfahrung, die mir etwas Ungesehenes zeigt… Sie öffnet mir die Welt als solche, befreit mich von Vorurteilen und Angst, weist mir neue Wege. Plötzlich scheint alles möglich.“
Lektüre für Fernweh-Kranke
Das stimmt für unsere von der Corona-Pandemie überschattete Welt zwar gerade nicht. Dafür sind diese Episoden eine willkommene Lektüre für Fernweh-Kranke. Sie stillen zwar nicht die Sehnsucht nach Reisen, zeigen aber, was möglich ist, um von einer Reise auch seelisch bereichert zu werden. Da steigt Philipp Laage gegen alle Widerstände auf den Pik Lenin, um sich selbst zu spüren. Da hat Leonore Sibeth bei ihrer Reise auf einem Containerschiff das Gefühl, dass ihr Körper bei den vielen Zeitumstellungen nicht mehr mitkommt, und sie sieht das Leben auf See mit neuen Augen. Da taucht David Franz beim Wandern ein in die dramatische Natur Grönlands. Und Carolin Mecus fühlt in der Antarktis „Respekt gegenüber all den Seefahrern und Entdeckern, deren Überfahrten weit weniger luxuriös waren als unsere“.
Reisen birgt auch Gefahren
Doch trotz allem Luxus und vieler Freiheiten: Reisen kann auch gefährlich sein. Was alles passieren kann, beschreibt Morten Hübbe, der gern per Anhalter unterwegs ist – nicht in der Galaxis, sondern in unserer Welt. Doch trotz mancher schlechter Erfahrung ist er überzeugt: „Es ist ein Privileg, einfach losziehen zu können. Ohne Not die Welt bestaunen.“ Ein Privileg, das Menschen in anderen Teilen unserer Welt versagt ist. Den Frauen in Bangladesch etwa, denen Corina Tomaschett zeigt, wie befreiend Reisen sein kann.
Spuren auf dem Planeten
Reisen hinterlässt Spuren, das wird auch in diesen Travel Episodes klar. Positive aber auch negative, wie Herausgeber Johannes Klaus im Vorwort einräumt: „Ich habe selbst lange gebraucht, um zu verstehen, dass meine Reisen tatsächlich Spuren auf diesem Planeten hinterlassen. Besonders, wenn man das, was erlebt wurde, auch noch teilt und somit vorlebt, wie wir das vielfach getan haben.“ Womöglich, sinniert er, „ist es manchmal gar nicht der zehn Flugstunden entfernte Strand oder die fremde Kultur“, die Erfüllung bringt. „Vielleicht ist es manchmal etwas Stilleres, Näheres, etwas, das wir am besten in uns selbst finden können. Oder ein paar Zugstunden entfernt.“
Info: Johannes Klaus (Hrsg). The Travel Episodes, Malik, 320 S., 15 Euro
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