Die Bücher von Nicola Förg laufen immer noch unter dem Label „Alpen-Krimi“. Doch sie haben sich längst vom Heimatkrimi-Image emanzipiert. Auch stilistisch sind sie anspruchsvoller geworden. Und die Journalistin Nicola Förg zeigt immer wieder, dass sie gut ist im Recherchieren. Im neuesten Krimi um die Allgäuer Kommissarin Irmi Mangold und ihre junge Kollegin Kathi Reindl geht es um den Immobilien-Hype, der nach Ansicht der Autorin dazu führt, dass auch kleine Dörfer „wachsen wie Geschwüre“ und für manche Häuser „astronomische Summen“ verlangt werden.
Einblicke in die Allgäuer Seele
„Böse Häuser“ lernt Irmi kennen, als sie sich mit ihrem Lebensgefährten Hase auf die Suche nach einem gemeinsamen Zuhause macht. Bei der Besichtigung eines zur Luxusimmobilie ausgebauten Hofes auf dem Auerberg wird einer der Interessenten erschossen. Bei den Ermittlungen im Allgäu unterstützt Irmi den brummigen Gerhard Weinzirl, der ihr in einer gemeinsamen Notlage Einblick in seine Allgäuer Seele gewährt.
Wer war Ziel des Anschlags?
Der Tote war Besitzer eines Autohauses für Nobelkarossen. Eine davon und ein junger, unerfahrener Fahrer waren in einen schweren Unfall verwickelt. Ein Racheakt der betroffenen Familie?
Die beiden Ermittler stellen schnell fest, dass auch der Verkäufer, ein wortkarger Bio-Bauer aus Kanada, das Ziel des Anschlags gewesen sein könnte. Und ist der Mann überhaupt der, für den er sich ausgibt? Die Erkundungen führen Irmi und Weinzirl zurück ins Berlin der Nachwende-Zeit, zu Immobilien-Spekulanten und Hausbesetzern. Eine explosive Mischung.
Und dann wäre da auch noch der andere Interessent, ein eher unauffälliger Fotograf, der aber unter einem Pseudonym ein höchst erfolgreicher Fantasy-Autor ist. Zwei Leben in einem? Welches ist das richtige?
Ein Netz von Verdächtigungen
Es ist alles ziemlich verwickelt, die beiden Kommissare verfangen sich in einem Netz von Verdächtigungen und geraten gemeinsam in eine lebensgefährliche Situation. Das schweißt zusammen. Überhaupt tut sich im Privatleben der Protagonisten so einiges. Auch das gehört bei Nicola Förg dazu.
Ein paar Gedanken zu Corona
Und am Ende hat auch noch Corona einen Auftritt – in einem Gespräch zwischen Irmi und „ihrem“ Hasen:
„Weißt du noch, wie wir am Tag des Sturms über die Apokalypse gesprochen haben? Du hast gesagt, die Erde müsse den Menschen abschütteln! Tut sie das gerade?“
„Sie hat ein vergleichsweise harmloses Virus geschickt. Nenn es eine Art Weckruf. Jeder sollte nun begreifen, wie verletzlich diese vernet5zte Welt letztlich ist! Vieren kennen keine Grenzen zwischen Ländern und Kontinenten. Ich wette aber mit dir, ass unsere Herren und Damen Polit5iker genau das glauben und dem Wahlvolk vorgaukeln wollen.“
Irmi sah ihn fragend an.
„Wir werden bitterste Kleinstaaterei erleben, jeder wird seine Schäfchen retten wollen und sich nach außen abschotten.“
Am Puls der Zeit
Wie wahr. Nicola Förg ist mit ihrem Krimi wieder ganz nah dran am Puls der Zeit – und eine spannende Lektüre liefert sie auch noch. Was will man mehr?
Info: Nicola Förg. Böse Häuser, Pendo, 314 S.,16 Euro
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