Was sind Literaturhotels? Barbara Schaefer versucht in dem schön aufgemachten und klug geschriebenen Bildband eine Antwort. Alles beginnt mit Notebooms erdichtetem Hotel und mit der Aussage, dass sich Hotels gern mit dem Aufenthalt berühmter Autoren schmücken. Graham Greene war da ein guter Kandidat. Er schien „fast in jedem Hotel in den Tropen eingecheckt zu haben“. Das Oriental in Bangkok widmete dem viel gereisten Schriftsteller denn auch eine Suite.
Legende und Gegenwart
Auch Hemingway und Thomas Mann scheinen Hotels geschätzt zu haben. Aber schreibende Frauen? Ein schwieriges Kapitel, meint Barbara Schaefer. „Man findet sie kaum“ – mit Ausnahme von Agatha Christie oder Hotels bei Lesereisen, auf denen Elke Heidenreich etwa das „legendäre“ Waldhaus in Sils Maria zu schätzen lernte. Doch Legenden müssen nicht ewig leben: Das von Leonard Cohen besungene und von Bob Dylan und Andy Warhol gern besuchte Chelsea Hotel in New York zum Beispiel steht großenteils leer, umweht vom „Hauch der Vergänglichkeit alter europäischer Grandhotels“.
Berühmte und weniger berühmte Hotels
Barbara Schaefer hat sich für ihr Buch über Literaturhotels umgesehen in der Welt der Hotels und der Literatur, sie kennt Hotelromane wie Joseph Roths „Hotel Savoy“ oder Vicki Baums „Menschen im Hotel“, und so folgt man gern ihrer Einladung in berühmte und weniger berühmte Hotels. Ins Adlon in Berlin, wo sich Hugo von Hofmannsthal mit Richard Strass traf und 1999 das „popkulturelle Quintett“ ein „Sittenbild unserer Generation“ modellierte. Ins Waldhaus in Sils Maria, das „Kultur versammelt“ und Buchmenschen Heimat ist. In die Fondazione Monte Veritá, wo Künstler und Aussteiger gern auch in paradiesischer Nacktheit zusammenkamen. Oder ins Grandhotel Timeo auf Sizilien, wo D.H. Lawrence und seine Frau Frieda von Richthofen zuweilen auf der Terrasse saßen und Cary Grant und Elizabeth Taylor, Richard Burton und Audrey Hepburn nächtigten.
Hotelbibliotheken und mehr
Natürlich dürfen in so einem Buch auch Bücher affine Hotels nicht fehlen wie das Literaturhotel Berlin-Friedenau oder das Hotel Budersand, für das Elke Heidenreich die Bibliothek zusammenstellte. Viele Seiten hat Barbara Schäfer mit ihren Recherchen gefüllt, mit spannenden Geschichten und Hintergründen. Dass das mit einer großartigen Bibliothek bestückte Schloss Elmau fehlt, muss kein Fehler sein. Und sicher gibt es auf dieser Welt noch ein paar andere Hotels, die Literaten beherbergt haben. Wie wär‘s also mit einem Folgeband?
Info: Barbara Schaefer. Literaturhotels, Busse Seewald, 175 S., 25 Euro
Keine Kommentare