Namibia wird gern als „Afrika für Anfänger“ gesehen. Ein Land, das mehr mit Schwarzwälder-Kirschtorte als mit Schwarzafrika in Verbindung gebracht wird. Dass das alles nicht ganz so einfach ist im ehemaligen Deutsch-Südwest, darüber hat Anna Mandus in ihrem lesenswerten Buch „Licht und Schatten in Namibia“ geschrieben. Über die „Wagenburgmentalität“ der Weißen ebenso wie über den Stolz der Schwarzen und die Zerstrittenheit der Stämme. Über Kartoffelbrei als Erbe der Kolonialzeit und Trüffel in der Kalahari, über Grillsitten und Kriminalität, über Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Gewalt. Und über AIDS, Todesursache Nr. 1 und für die namibischen (schwarzen) Jugendlichen eine alltägliche Bedrohung.
BuchAward für Namibia, Teil 2
Jetzt hat die Autorin, die in Namibia mit einem Mann an ihrer Seite ihre Wahlheimat gefunden hat, nachgelegt. Mit Erfolg: „Licht und Schatten in Namibia 2“ wird auf der ITB mit dem BuchAward für das „besondere Reisebuch“ ausgezeichnet. Das liegt wohl auch am bunten Mix, den die Autorin so locker und lesenswert serviert. Da geht es bunt weiter mit Frauenpower und Pop, mit Landreform und Feier-Traditionen. Anna Mandus schreibt nicht als Beobachterin sondern als Betroffene. Sie kennt Namibia inzwischen von innen, wenn auch größtenteils aus Sicht der weißen Bevölkerung.
Alltagsprobleme bei Schwarz und Weiß
Sie weiß um die Alltagsprobleme von denen, die „gern gute Namibier sein wollen“, aber „aus ihrem Heim, da sollen die anderen draußen bleiben“. Aber sie kennt auch die Nöte und Sorgen der anderen Seite, der überwiegend schwarzen Bevölkerung. Und sie hat sich mit der aktuellen Politik des Landes ebenso auseinander gesetzt wie mit dem Erbe der kurzen deutschen Kolonialzeit. Dass dazu auch 65 000 tote Herero gehören, verschweigt sie ebenso wenig wie die ungleichen Chancen für Weiße und Schwarze und die chinesischen Einwanderer. Während sie munter über die eigene Familie, die Freunde und Angestellten plaudert, während man ihr zu Grillpartys und Campingfreuden folgt, erfährt man so ganz nebenbei jede Menge Hintergründiges über ein Land, das vielen Deutschen als „Traumland“ erscheint.
Info: Anna Mandus. Licht und Schatten in Namibia 2, Palmito, 224 S., 15,99 Euro
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