Dass Hakan Nesser zu Recht als einer der besten Krimi-Autoren Schwedens gilt, unterstreicht er mit seinem neuen Roman, der weit zurück in die Vergangenheit führt. Es ist schon ein merkwürdiger Verein, der sich anno 1958 im abgelegenen Ort Oosterby gegründet hat und der noch bis ins Jahr 2012 hineinwirkt. Zwei schulische Außenseiter gründen in dem fiktiven Örtchen den „Verein der Linkshänder“, bald schließt sich ein dritter an. Später kommen noch zwei Mädchen hinzu, Zwillinge. Noch später schließt sich ein Jugendlicher an, der alsbald auf die schiefe Bahn gerät.
Auf der falschen Spur
Jahrzehnte später sterben vier Vereinsmitglieder bei einem Hotelbrand. Ein Zwilling überlebt, weil er bei der seltsamen Reunion nicht dabei war. Weil der fünfte Linkshänder nicht mit verbrannte, scheint der Fall schnell gelöst. Er war wohl der Täter, wie der damals ermittelnde Kommissar Van Veeteren und seine Kollegen meinten. Es mussten weitere 20 Jahre vergehen, bis der mittlerweile längst im Ruhestand Lebende erkennt, dass er damals auf der falschen Spur war. Die Leiche des als Mörder Verdächtigten ist aufgetaucht – und Van Veeteren gefordert. Hakan Nesser holt in seinem neuen Krimi weit aus und bringt dabei auch seine Kommissare Van Veeteren und Barbarotti zu gemeinsamen Ermittlungen in einem überaus komplizierten Fall zusammen.
Alles hängt mit allem zusammen
Es ist eine verschlungene, oft wirr erscheinende Geschichte, die Hakan Nesser aus unterschiedlichen Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Eine Geschichte auch, die zeigt, wie alles mit allem zusammenhängt. „Das Eigenartige ist“, sinniert Van Veeteren, „dass es nie mehr als sieben Bindeglieder braucht, um zwei Dinge miteinander zu verbinden“. Doch um die Verbindung herzustellen fehlt den Ermittlern das nötige Wissen. Lange Zeit irren sie im Nebel, bis sie per Zufall auf die Spur einer Spur stoßen. Von da an sind findige Leser den Kommissaren sogar eine Nasenspitze voraus. Denn sie ahnen schon frühzeitig, wer der Täter sein könnte.
Hakan Nesser lässt sich Zeit
Aber Nesser hat es mit der Aufklärung nicht eilig. Dafür erzählt er viel zu gerne Geschichten und lässt seine Kommissare (jeweils mit Partnerin) ein Eigenleben entwickeln, das die Leser mit viel Sympathie begleiten. Van Veeteren darf mit seiner Frau Ulrike den 75. Geburtstag feiern, Inspektor Barbarotti von einem gemeinsamen Leben mit seiner Kollegin Eva Backmann träumen. Und nach etlichen Sackgassen und Umwegen wird am Ende doch noch ein Mörder gefasst. Wann war es doch gleich, als alles anfing, fragen sich nach knapp 600 Seiten nicht nur die Leser. Auch einer der Ermittler will mehr wissen: „Wenn wir annehmen, dass diese ausgesprochen traurige und wirre Geschichte jetzt abgeschlossen ist, wäre es interessant zu wissen, wie sie anfing. Was war sozusagen der eigentlich Startschuss für alles?“
Ein Tipp: Zurück auf Los hilft hier nicht weiter. Der Schlüssel zum Ganzen findet sich in der Mitte des Buches.
Info: Hakan Nesser. Der Verein der Linkshänder, btb, 600 S., 24 Euro
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