Thomas Manns „Zauberberg“, vor 100 Jahren erschienen, beschäftigt die Literaturszene bis heute. Auch Norman Ohler hat sich des Romans angenommen – und seinem Roman den ambitionierten Titel „Der Zauberberg, die ganze Geschichte“ gegeben. Schon etwas hoch gegriffen für diese autofiktionale Geschichte, in deren Mittelpunkt der Skiurlaub eines Vaters mit seiner Teenie-Tochter steht. Skiurlaub und Steuer Darum geht es: Ohler oder sein alter ego macht mit seiner 14-jährigen Tochter Suki Skiurlaub im Hotel Schatzalp oberhalb von Davos. Da, wo auch Thomas Manns „Zauberberg“ teilweise spielt. Begleitet werden Vater und Tochter von zwei Freundinnen Sukis und deren Müttern. Während die Mädchen beim feschen Skilehrer Hansi „Pizza-Fahren“ lernen, beschäftigt sich der leicht liebeskranke Vater mit dem Gedanken, wie er den teuren Skiurlaub von der Steuer absetzen könnte. Der Ort und seine Geschichte Er kifft ein bisschen, schaut in den Zauberberg und beschäftigt sich mit der Geschichte des Ortes. Dass diese Bergdörfer früher mal bettelarm waren, weiß man eigentlich. Aber Ohlers Erzähler muss dafür erst einmal in die Dokumentationsbibliothek, wo er auf die Urväter des Davoser Erfolgs stößt, den Arzt Alexander Spengler, der den Luftkurort Davos für Tuberkulosekranke erfunden hat und den Fabrikanten Willem Jan Holsboer, der dafür sorgte, dass der aufstrebende Kurort an…
Japan boomt – nicht nur zur Kirschblütenzeit. Das Reiseland ist gefragt wie nie. Fritz Schumann war immer wieder in dem Inselstaat, der sich lange gegen Einflüsse von außen gewehrt hat. In dem schön aufgemachten Buch „Japan, wer bist du?“ zeichnet der Fotograf und Journalist das Porträt eines Landes im Umbruch: „Japan… ist ein Land mit vielen Problemen. Nur wenn man die Schatten sieht und akzeptiert, kann man das Land wirklich verstehen. Es sind nicht nur die Sprache oder die Regeln im zwischenmenschlichen Umgang, die das Verständnis erschweren. In Japan muss man den Vorhang beiseite ziehen und hinter die Kulissen schauen.“ Blick hinter den Vorhang Und das macht Fritz Schumann. Er führt die Lesenden zu Orten, die in keinem Reiseprospekt stehen und zu Menschen, die sich für ihre Heimat und deren Identität einsetzen. Der Autor schaut genau hin und hinterfragt die Beweggründe für das Engagement der Aktivisten. Warum soll ein entleertes Dorf überleben? Warum bevölkert eine Frau verlassene Häuser und Schulen mit Puppen? Warum sind in Japan über neun Millionen Gebäude unbewohnt? Das Rätsel der leeren Häuser Japans Bevölkerung ist überaltert – und sie schrumpft. Der demographische Wandel entvölkert ganze Dörfer und Kleinstädte. Und weil es teuer ist, ein Haus abzureißen,…
In dem Roman „Bei Licht ist alles zerbrechlich“ erzählt der Neapolitaner Gianni Solla eine ebenso berührende wie unglaubliche Geschichte aus den letzten Jahren des 2. Weltkriegs und der frühen Nachkriegszeit. Davide ist arm dran. Als Sohn eines Schweinehirten stinkt er, wegen eines verkürzten Beins hinkt er auch noch, und er kann weder lesen noch schreiben. Das ideale Mobbing-Opfer für die Dorfjugend. Nur Teresa ist ihm eine treue Freundin, gegen den Willen ihres – wohlhabenden – Vaters. Die Juden kommen ins Dorf Es ist noch Krieg in Italien, Mussolinis Faschisten geben den Ton an. Auch Davides Vater ist Faschist. Eines Tages bringt ein Bus Juden aus Neapel in das abgelegene Dorf. Die anfängliche Abneigung gegen die unwillkommenen Gäste weicht allmählich der Gewöhnung. Die Dreier-Freundschaft Für Davide ist die Ankunft der Juden schicksalhaft. Ein gleichaltriger Junge, Nicolas, fasziniert ihn. Und dessen Vater, ein Lehrer, lehrt ihn Schreiben und Lesen. Nicht einmal die Schläge des Vaters und der grausame Tod seines Lieblingsebers können Davide vom Lernen abhalten. Nicolas wird zum Freund, zum Dritten im Bund von Teresa und Davide. Das ungleiche Trio erlebt einen unbeschwerten Sommer. Davide ist glücklich – bis er Teresa und Nicolas bei einem Kuss beobachtet. Das ist das Ende…
Rio, Hawaii, Tahiti, Bora Bora: Muss es für Kinder nicht fantastisch sein, jahrelang durch die Welt zu cruisen, immer neue Länder, neue Menschen kennenzulernen? Immer wieder erzählen Bücher davon, wie abenteuerlustige Erwachsene mit ihren Kindern die Welt entdecken und wie toll das für diese Kinder ist. Suzanne Heywood erzählt in Wavewalker eine andere Geschichte. Zehn Jahre auf der Wavewalker Sie war sechs, ihr Bruder Jon ein Jahr jünger, als ihr Vater ernsthaft daran ging, seinen Traum von einem Segeltörn auf den Spuren von Captain Cook zu verwirklichen. Ihr neues Heim wird der Segler „Wavewalker“ sein, allerdings nicht nur für ein oder zwei Jahre. Zehn ganze Jahre werden vergehen, bis Sue wieder englischen Boden unter den Füßen hat. Zehn Jahre, in denen sie die schönsten Ecken dieser Welt gesehen hat, aber bei Orkanen und Monsterwellen auch durch die Hölle gegangen ist. Die Erinnerung an eines der schlimmsten Erlebnisse, das ihr eine gebrochene Nase, eine Schädelfraktur und eine Blutansammlung im Kopf bescherte, sucht sie noch Jahre später in Alpträumen heim. Zweifel an den Eltern Und während sie als Kind nichts hinterfragt, was ihr Vater, der Captain, unternimmt, nisten sich bei der Heranwachsenden immer mehr Zweifel ein. Von ihrer Mutter fühlt sie sich…
Auf einen Kaffee nach London? Nicht gut fürs Klima, aber gut für den Geldbeutel. Zumindest, wenn es um ein Treffen von Freunden geht, von denen der eine in Hamburg, der andere in Frankfurt wohnt. Denn ab 26 Euro gibt es den Flug von Frankfurt oder Hamburg nach London, während die Bahn für den Super-Sparpreis von Frankfurt nach Hamburg 112 Euro kassiert. Die Kreuzfahrt und das LNG „Was wäre, wenn…“ fragt die preisgekrönte Infografikerin Esther Gonstalla und präsentiert in dem gleichnamigen Büchlein verblüffende Grafiken und spannende Tatsachen. Zum Beispiel zu LNG-Terminals, die derzeit auch staatlich gefördert werden. In Rekordzeit werden derzeit Flüssiggasterminals installiert, immer mehr Kreuzfahrtschiffe steigen auf LNG um. Doch wie nachhaltig sind die LNG-Terminals wirklich? Immerhin kosten sie die Regierung 73 Millionen Euro jährlich Miete – und sie könnten bald leer stehen. Denn die USA haben einen Stopp der Gasexporte angekündigt. Umweltschädliche Paket-Retouren Dass China die meisten Kohle-Kraftwerke hat, ahnt man. Aber dass das Land auch über die meisten Solar- und Windkraftanlagen verfügt, ist weniger bekannt. Mit solchen Fakten will Esther Gonstalla dazu anregen, sich Gedanken übers Klima zu machen. Und womöglich selbst etwas dazu beizutragen, die Umwelt zu schützen. Zum Beispiel, indem man weniger Künstliche Intelligenz nutzt oder…
Donatella Di Pietrantonio kennt die Gegend um Pescara, von der sie in ihren Romanen erzählt. Das spürt man in jeder Zeile. Und als Kinderzahnärztin hat die Schriftstellerin viel Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen. Auch die ist in ihren mit dem Premio Strega ausgezeichneten Roman „Die zerbrechliche Zeit“ eingeflossen. Leben im Lockdown Der Roman erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes. Zugleich ist es die Geschichte der jugendlichen Amanda, die im Lockdown in das ungeliebte Zuhause zurückkehrt. „Mailand hat mir eine erloschene Tochter zurückgegeben“, stellt die Mutter traurig fest. Zwischen dem Schweigen Amandas und der Wortkargheit ihres Vaters versucht sich die Ich-Erzählerin Lucia in der Erklärung ihres eigenen Lebens und seiner Zerbrechlichkeit. Gesammeltes Schweigen Früh ahnt man, dass die Menschen unter dem Dente del Lupo, dem Wolfszahn, an einem Unglück leiden, das sie nie bewältigt haben. Auch Amanda hat etwas erlebt, das ihr Grundvertrauen erschüttert hat. Wie das Dorf begräbt sie das Erlebte, indem sie sich zurückzieht. Unheilvoll hängt dieses gesammelte Schweigen über dem Alltag. Lucia sorgt sich um ihre Tochter, fühlt sich ausgeschlossen: „Das geheime Leben der Kinder. Wir wissen, dass es existiert, sind aber nie darauf gefasst, es zu berühren.“ Seelenlandschaft Der Dente del Lupo in den Abruzzen mit dem…
Corona in Mailand. Eine typische Straße in der Stadt: „Da ist sie, die Via Marghera, eng und elegant, auch diese Straße ändert sich nie, mit unbekümmerter Ironie erträgt sie die Zeit.“ Mittendrin das Café Royal, zentraler Treffpunkt der gut situierten Menschen, die hier wohnen und zu Pandemie-Zeiten mehr denn je an ihrer Existenz leiden. Marco Balzano hat sie in seinem Episodenroman „Café Royal“ porträtiert. Die 18 Episoden, benannt nach den jeweiligen Protagonisten, fügen sich zum Bild einer Gesellschaft, die an der Langeweile zu ersticken droht. Träumen und Hadern Da ist der Arzt, der seine Patienten nicht mehr sehen kann. Der Aushilfspriester, der mit seinem Glauben hadert: „Ich lese die Messe wie ein Postbeamter.“ Der Kellner, der von einer unerfüllbaren Liebe träumt. Die Ehefrau und Mutter, die aus Langeweile eine Affäre mit dem Jugendfreund beginnt. Die einsame Alte, die ihren Kindern eine Nase dreht. Die Adoptivtochter, die wegen des Lockdowns die Bindung an die Adoptiveltern vertieft. Die Frau, die sich beim Martini-Trinken in einen Fremden verliebt. Der Hilfskoch, der mit der jungen Obdachlosen tändelt… Komplexes Beziehungsgeflecht Die Episoden sind aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, mal in der Ich-Form, mal berichtet der auktoriale Erzähler, auch ein Brief ist dabei. Meist geht es um…
Da ist er wieder, der eigenbrötlerische Kommissar Weinzierl, den Krimi-Autorin Nicola Förg einige Zeit vernachlässigt hat. Dafür bekommt er im neuen Krimi „Moorlichter“ einen Fall, der auch hartgesottenen Krimileserinnen und -Lesern unter die Haut gehen dürfte. Doch bis es zur zentralen Geschichte kommt, die auch in Weinzierl, der noch immer um seinen Hund trauert, lang unterdrückte Emotionen hochkochen lässt, müssen die Lesenden sich gedulden. Kitzretter unterwegs Es war die Arbeit einer Gruppe von Kitzrettern, die Nicola Förg auf die Idee zu diesem Krimi gebracht hat. Die Tierfreundin war elektrisiert. Drohnen, die dabei helfen, Kitze vor dem Mähtod zu bewahren! In ihrer Story sorgen die Drohnen dafür, dass eine Leiche gefunden wird. Die des Altbauern Sebastian Mair, ein eher unfreundlicher Zeitgenosse, der Tiere hasst, Rehe wildert und selbst vor den geschützten Bibern nicht Halt macht. Könnten also Tierfreunde hinter seinem Tod stecken? Aufklärung über Reh und Wald Weinzierl und seine Kollegin Evi Straßgütl ermitteln in alle Richtungen und sorgen dafür, dass auch die Lesenden wieder so einiges lernen über Tier- und Artenschutz, über das Fauna Flora Habitat und den deutschen Wald. Das gehört bei den Förg-Krimis einfach dazu. Schließlich gibt es in diesem Bereich jede Menge Unkenntnis und Missverständnisse, zum Beispiel…
Bachtyar Ali, 1966 im Nordirak geboren, steht ganz in der Tradition der orientalischen Märchenerzähler. Sein neuer Roman „Die Herrin der Vögel“ entführt die Lesenden in eine fremde, oft auch befremdende Welt. Eine Welt, in der Messerhelden den Ton angeben, in der nur Blutrache die Ehre wieder herstellen kann und der Alltag von Gewalt geprägt ist. Es ist die Endzeit von Saddam Hussein, das kurdische Dorf wird von Clan-Kriegen heimgesucht. Und mittendrin Sausan, die bleiche Schöne. Der Liebesbeweis Drei Männer werben um die kränkliche junge Frau, die so geheimnisvoll wirkt und bisher jeden Heiratsantrag ausgeschlagen hat. Doch nun soll sie sich entscheiden, fordern der Vater Fikrat und die Familie. Sausan aber will ihre Bewerber auf eine Probe stellen. Acht Jahre sollen sie in die Welt hinausziehen, um für sie die schönsten Vögel zu finden. Trotz aller Unterschiede stimmen alle drei Männer zu, diesen Liebesbeweis erbringen zu wollen. Wie die Prinzen im Märchen Kameran, der junge Maulheld, attraktiv aber ungebildet, hat vorher schon seinen Rivalen, den Studenten Asrin mit einem Messer attackiert. Mit dem smarten Kaufmann Khaled ist das Trio perfekt. Jeder der drei hat seine Unterstützer, die Sausan vom Fortschritt der Reise berichten. Und während sie auf ihrer Quest sind wie…
Die ADAC Roadtrips wollen dafür sorgen, dass bereits die Fahrt in den Urlaub „zum unvergesslichen Erlebnis“ wird. Sechs Titel sind bereits erschienen – von Dänemark bis Sizilien. Weitere sind in Planung. Bei den Touren haben die Reisenden die Wahl – es gibt immer mehrere Touren, die durch die Urlaubsdestination führen. In der Toscana sind es fünf unterschiedliche Themen, die man er-fahren kann. Umsteigepunkte machen es möglich, von einer Tour auf die andere zu wechseln. Durch die Einbindung in die ADAC Trips App vereinfacht sich die Navigation. Für den ersten Überblick sorgt die große Faltkarte. Abwechslungsreiche Toscana Und schon kann‘s losgehen mit der Reise durch die Sehnsuchtsregion der Deutschen. Die Toscana bietet für alle etwas: Kunst und Kultur, eine abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen, Meer, Inseln und Thermalquellen und eine reichhaltige Küche. Dazu jede Menge Feste und Events, die eine Reise lohnen – wie der Palio di Siena oder der Karneval von Viareggio. Zeit zum Schauen und Genießen Die vorgeschlagenen Etappen der ADAC Roadtrips sind so konzipiert, dass man genügend Zeit zum Schauen und Kennenlernen, zum Genießen und Entspannen hat. Tipps für Besuche am Wegrand fehlen genauso wenig wie Hinweise zu Museen oder landschaftlichen Höhepunkten. Auch bei Fahrten durch die Berge ist…