Ein Hauch von Tom Sawyer oder Huckleberry Finn durchweht diesen autofiktionalen Roman über die Nordsee-Insel Amrun. Der bekannte Filmregisseur Hark Bohm (85) hat für das Buch den Autor Philip Winkler („Hool“) als Co-Autor an Bord geholt. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass es darin auch um die sinnliche Erfahrbarkeit der Insel geht, die Bohm in seiner Kindheit ans Herz gewachsen ist. Sein alter Ego ist der junge Nanning, der einem professionellen Ornithologen alle Ehre machen würde. Er erkennt die unterschiedlichen Möwenarten schon am Flug, weiß, wo sie brüten, kennt den Gesang der Lerchen und die Alarmrufe der Zwergseeschwalben. Die hört er immer öfter, denn am Himmel tauchen vermehrt Bombengeschwader auf. Es ist kurz vor Kriegsende. Das Leben – ein Abenteuer Noch haben Nanning und sein Freund Hermann wenig vom Krieg mitbekommen. Für die beiden Jungen ist das Leben auf der Insel ein Abenteuer. Doch es fehlt an Lebensmitteln, und Nanning fühlt sich dafür verantwortlich, für die hochschwangere Mutter und seine jüngeren Geschwister zu sorgen. Leicht ist das nicht, die Familie ist nicht beliebt. Zwischen den Fronten Nannings Mutter ist überzeugte Nationalsozialistin, sein – lange abwesender – Vater SS-Obersturmführer. Die bodenständigen Bauern dagegen wie Hermanns Familie hoffen auf ein…
Das Oh mit dem Ausrufezeichen zeigt schon an, dass dieser Reiseführer über Bozen anders ist, dass er zum Staunen anregen will. Und dieses Versprechen halten Maria Kampp und Oswald Stimpfl auf 160 ebenso unterhaltsamen wie informativen Seiten. Alte Fresken und moderne Kunst Tatsächlich lernt man die Südtiroler Hauptstadt von den unterschiedlichsten Seiten kennen. Da ist so ziemlich alles drin, was den Südtirol-Gästen Freude macht: Die Kunst mit uralten Fresken in Kirchen, Kapellen und in der Burg aber auch moderne Kunst im trendigen Ambiente. Weder die Autorin noch der Autor haben Berührungsängste mit der Moderne. Frischer Stil Das gilt auch für den Stil und die Fotos. Frisch und manchmal auch frech kommen die Texte daher – mit Anglizismen als Stilmittel. Da darf dann schon mal ein Fresko zum Weltuntergang ziemlich respektlos beschrieben werden: Während die Reichen vom Reiter Tod niedergemäht werden, bleiben die Seelen der Armen verschont. „Engel begleiten in den Himmel. Dort geht‘s auf die Waage. In einer Waagschale sitzt die gute Seele und wiegt schwer, auf der anderen Schale versucht der Teufel vergeblich, die Waagschale hinunterzudrücken. Der Reiter schwingt derweil die Sense und mäht Menschenköpfe…“ Schräge Perspektiven Auch die Fotos sind anders als die üblichen Hochglanz-Bilder und zeigen so manches…
Spanien und vor allem die Balearen stöhnen seit Jahren unter Dürre und Wasserknappheit. „Wir haben nicht nur einen Mangel an Niederschlägen“, sagt Dante Maschio, Sprecher der katalanischen Bürgervereinigung Aigua és Vida, die sich seit Jahren für ein besseres Wassermanagement einsetzt. „Wir haben ein strukturelles Problem.“ Die Wasservorkommen würden seit vielen Jahren rücksichtslos ausgebeutet. Genau davon handelt der neue Krimi von Klaus Späne „Die Toten von Mallorca“. Der Journalist und Autor hat auf Mallorca gelebt und kennt die dortigen Verhältnisse. Eine tote Rennradlerin Sein dritter Mallorca-Krimi um den bedächtigen Chefinspektor Pau Ribera beginnt eher unspektakulär mit dem Unfalltod einer deutschen Rennradlerin, die von der Straße abgedrängt wurde. Späne lässt sich viel Zeit, ehe er die Spannung mit einem zweiten Toten, diesmal wohl als Folge eines Bootsunfalls etwas anheizt. Heimlichkeiten beim Wassermanagement Dann aber geht es Schlag auf Schlag. Ein dritter Toter macht auch dem Chefinspektor Beine. Zwar deutet lange nichts darauf hin, dass die Fälle zusammenhängen könnten. Aber der inzwischen sensibilisierte Ribera spürt, dass seine Gesprächspartner im Golfclub und bei der örtlichen Wasserversorgung etwas verheimlichen. Nur was? Und was hat die tote Deutsche damit zu tun? Fest steht, dass das Opfer des Bootsunfalls ein engagierter Umweltschützer war, der seine Nase wohl…
Natürlich kennt er Istanbul. Schließlich ist Erol Sander in der türkischen Metropole geboren und für die Krimireihe „Mordkommission Istanbul“ immer wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Man darf sich ihm also getrost anvertrauen, wenn er verspricht, die Lesenden „durch die geheimen Ecken dieser mystischen Stadt“ zu führen. Ein einziges Abenteuer Auch für ihn sei Istanbul noch immer „ein einziges Abenteuer“ schreibt Sander. Durch die Straßen zu bummeln sei für ihn immer „wie ein Gefühl aus 1001 Nacht und purem Großstadtrausch“. Die Fotos, bunt und eher grobkörnig, viele vom Amateurfotografen Sander selbst, unterstreichen die geheimnisvolle Anziehungskraft der Stadt am Bosporus, die nicht nur eine lange Geschichte hinter sich hat, sondern auch mit ihre vielfältigen Gegenwart berauscht. Durch Zeit und Raum Dazu gehören natürlich auch die leiblichen Genüsse, von denen sich der Schauspieler gern verführen lässt. Dazu gehören auch die Katzen, die von Istanbuls Einwohnern so liebevoll gepflegt werden. Und dazu gehören all die Kirchen, Moscheen, die Paläste, Festungen und Brücken, von denen Sander auf seiner Wanderung „durch Zeit und Raum“ erzählt. Inspirierende Moderne Auch die Moderne inspiriert ihn: Die vielen Wolkenkratzer (einer gar mit Golfplatz in 163 Metern Höhe). Die hochmoderne Şakirin-Moschee auf der asiatischen Seite in Üskudar mit ihrem stilvollen Inneren,…
Es waren andere Zeiten, harte Zeiten, von denen Lukas Hartmann, Jahrgang 1944, in seinem autofiktionalen Roman „Martha und die Ihren“ erzählt. Der Schweizer Autor greift dabei auf die eigene Familiengeschichte zurück. Wie die Martha im Buch war seine Großmutter ein Verdingkind, das sich aus eigener Kraft und mit viel Härte aus der Armut in die Bürgerlichkeit hochgearbeitet hat. Die Last der Kindheit Martha wächst zu Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren Geschwistern in einem kleinen Schweizer Dorf auf. In Armut. Denn der Vater kann nach einem Unfall die Familie nicht mehr ernähren. Und als er stirbt, werden die sechs Kinder der Mutter weggenommen und von der Fürsorge auf verschiedene Bauernhöfe verteilt – auch Martha: „Die Kinder werden verdingt, auch das ist ein neues Wort für Martha. Später wird sie denken, dass das Wort ja stimmt, sie sind zu Dingen geworden.“ Eine bittere Erfahrung, denn die Bauernkinder lassen sie spüren, dass sie nicht dazu gehört. Doch Martha beißt sich durch, gönnt sich keine Schwäche. Pflicht vor Liebe Die Arbeit in einer Fabrik verschafft ihr Selbstbewusstsein und fast so etwas wie Freiheit. Doch genießen kann sie nicht. Die Angst vor einem erneuten Absturz ins Elend lässt ihr keine Ruhe. Ihr Leben besteht…
Christo Foerster lebt am liebsten draußen, weil er das am besten findet. Dazu muss er nicht einmal weit reisen. Viele Möglichkeiten findet der Begründer der Mikroabenteuer-Idee vor der Haustür. In seinem neuen Buch „Am besten Draußen“ will Foerster seine Mitmenschen davon überzeugen, dass Draußensein nicht nur gesünder ist, sondern auch glücklich macht. Dabei schreibt er nicht nur über seine persönlichen Erlebnisse etwa bei seiner Tour von der Zugspitze bis nach Sylt, oder über Untersuchungen, die seine Idee bestätigen, er gibt auch Tipps, wie sich Draußensein am besten in den Alltag integrieren lässt. Verlassen der Komfortzone Kein Wunder also, dass Christo Foerster auch für eine Draußen-Schule, einen Draußen-Kindergarten plädiert, um schon Kindern die Bedeutung von Naturkontakten zu vermitteln. Dafür fordert er mehr „Achtsamkeit“, was er auch als mehr Aufmerksamkeit für das eigene Selbst interpretiert. Dabei helfe das Draußensein – auch in extremer Form wie beim Eisbaden -, das Verlassen der Komfortzone. Mehr Nähe zur Natur Längst ist Foerster nicht mehr allein mit seinem Plädoyer für Mikroabenteuer und Nähe zur Natur. In seinem Buch stellt er Menschen vor, die auf ihre Weise im Draußen glücklich sind: Ein Ehepaar, das kurzerhand das Schlafzimmer nach Draußen verlegt hat – auch im Winter; einen Abenteurer,…
„Gärten machen glücklich“, das ist das Motto dieses anregenden Bildbandes, der in die Gärten der Welt führt und 60 ganz besondere Orte vorstellt. Mit der Reihe „Happy Places“ will Lonely Planet Reisende dazu einladen, sich von außergewöhnlichen Orten verzaubern zu lassen. Und schöne Gärten sind ganz gewiss Orte, die Glücksgefühle jenseits des Alltags versprechen. Klostergärten etwa, Botanische Gärten aber auch Naturschutzgebiete, Friedhöfe und künstlerische Parks. Verzauberung und Exzentrik Der Jardin Majorelle zum Beispiel, geschaffen vom französischen Künstler Jacques Majorelle in Marrakesch und später von Yves Saint Laurent gepflegt – eine üppige, farbgesättigte Oase mit einem sanft plätschernden Brunnen und einem Seerosen-Teich inmitten einer trockenen Landschaft. Oder – weltberühmt – Monets Garten in Giverny. Für den Künstler eine Quelle der Inspiration, für die Besucher ein Ort der Verzauberung. Viel exzentrischer ist Brief Garden auf Sri Lanka, den Bewis Bawa, der ältere Bruders von Sri Lankas Stararchitekt Geoffry Bawa, auf der Kautschukplantage der Familie verwirklicht hat. Eine künstlerische Spielwiese mit seltsamen Skulpturen, grotesken Masken und viel Wasser. Wasser und Wüste Wasser ist ein wichtiges Gestaltungselement in Gärten. Besonders schön sind die Springbrunnen im Renaissance-Garten der Villa d‘Este in Tivoli bei Rom mit den Wasserspielen und magischen Spiegelungen. Aber auch eine Wüstenlandschaft kann…