So ein hinreißendes Bilderbuch: „Gestatten, Gaston!“ von Kelly Di Pucchio mit Illustrationen von Christian Robinson zeigt, wie ein kindgerechter Umgang mit Andersartigkeit aussehen kann. Gaston und seine Geschwister Der kleine Welpe Gaston hat Probleme damit, so brav und wohlerzogen zu agieren wie seine Geschwister. Dabei strengt er sich mächtig an, um seiner Mama zu gefallen. Aber anmutig laufen und nicht wild herumtollen, das fällt dem kleinen Kerl ganz schön schwer. Und bildhübsch auszusehen ist bei seiner Statur auch schwieriger als bei Fifi, Chouchou und Oh-Là-Là, den ranken Pudelkindern. Doch Mama Pudel mag all ihre Kinder, und Gaston liebt seine Geschwister. Antoinette und ihre Geschwister Dann kommt der Tag, der alles ändern sollte. Zufällig begegnet Familie Pudel einer Bulldoggen-Familie. Auf den ersten Blick ist klar, dass es wohl eine Verwechslung gab mit einem der Nachkommen. Denn Antoinette sieht ganz und gar nicht aus wie ihre Buldoggen-Geschwister Bruno, Rocky und Ricky. Kein Glück beim Tausch Nach langem Hin und Her tauschen Antoinette und Gaston die Familie. Aber das, was sie geprägt hat, können sie nicht vergessen: Antoinette „mochte ganz und gar nichts, was brav, bezaubernd oder bonbonrosa war“. Und Gaston „mochte ganz und gar nichts, was rüde, ruppig oder rostbraun war“. Kurz,…
Out there (dort draußen) wollen Julia und Lisa Hermes eine bessere Welt finden. Per Anhalter, mit dem Kanu, zu Fuß und mit dem Rad machen sie sich auf die Suche nach gelebten Utopien. Vier Jahre lang sind die Schwestern unterwegs – ohne Flugzeug. Sie besuchen Aussteiger-Communities, Widerstandsnester, Gemeinschaften, die alternative Lebensentwürfe testen. Nicht ganz ungefährlich Das ist nicht immer komfortabel und hin und wieder auch nicht ganz ungefährlich. Vor allem anfangs werden sie manchmal mit Misstrauen konfrontiert, auf dem Segelboot schlägt die Seekrankheit zu, und manche Utopie ist schneller gescheitert als sie verwirklicht werden konnte. Das liegt nicht immer an den Protagonisten, oft ist das Umfeld den Neuen und dem Neuen gegenüber feindlich gesinnt. Nicht so Julia und Lisa Hermes, die alles begierig aufsaugen, was nach besserer Welt klingt. Den Warnungen getrotzt Dabei lassen sich die Schwestern auch von gut gemeinten Warnungen nicht von ihren Plänen abbringen: „In Las Palmas wurden wir vor den Menschen auf Kap Verde gewarnt. Vom Auswärtigen Amt wurden wir vor Chalotteville gewarnt. In Tobago wurden wir vor den Kriminellen in Trinidad gewarnt. In Trinidad wurden wir vor der Gefahr in Venezuela gewarnt. Und in Venezuela wurde uns davon abgeraten, in Kolumbien zu trampen, weil es…
Sekunden der Gnade: Der Titel – im Original „small mercies“ – ist eher irreführend. Von Gnade ist in diesem aufrüttelnden Roman von Dennis Lehane („Shutter Island“) kaum die Rede. Lehane nimmt die Lesenden mit in das Boston der 1970iger Jahre, als es darum ging, schwarze Kinder in weißen Schulen zuzulassen. Für die irischstämmigen, weißen Vorstadt-Bürgerinnen und -Bürger eine Zumutung, gegen die sie sich mit aller Macht stemmen. Die Wut kocht hoch, Gewalt liegt in der Luft. Tod eines jungen Schwarzen In dieser aufgewühlten Atmosphäre kommt ein der junge Schwarze Augustus (Auggie) ums Leben, zu Tode gejagt von vier weißen Jugendlichen. Und dann ist Jules, die 17-jährige Tochter von Mary Pat verschwunden. Womöglich hängen die beiden Fälle zusammen. Mary Pats weißes Umfeld will davon nichts wissen. Doch die Mutter gibt keine Ruhe. Sie hat schon ihren Sohn Noel an Drogen verloren, steht allein, seit ihr zweiter Mann sie verlassen hat. Eine Kämpferin und ihr Rachefeldzug Und nun scheint es so, als hätte man ihre das Letzte genommen, das ihrem Leben noch Sinn gab – die Tochter. Mary Pat ist zu allem entschlossen, um herauszufinden, was passiert ist. Sie ist allein, aber stark, eine Kämpferin, die vor nichts und niemandem zurück schreckt….
Im Tiroler Wasser-Wanderbuch gibt Uwe Schwinghammer 60 Tourentipps – nicht nur zu Seen, sondern auch zu Wasserfällen und Klammen. Auch wenn in diesem August viel Wasser von oben kommt, es soll auch wieder heißere Tage geben. Und dann ist Erholung am und im Wasser auch beim Wandern gefragt. < Seen, Klammen, Wasserfälle Der Innsbrucker Uwe Schwinghammer kennt die Tiroler Bergwelt, hat er sie doch bei seinen Touren und Wanderungen bis in den hintersten Winkel erforscht. Und natürlich weiß er auch, welche Gewässer sich am besten für einen Sprung ins erfrischende Nass eignen, welche Klammen an heißen Tagen Kühlung versprechen und welche Wasserfälle besonders spektakulär sind wie Schleierwasserfall am Wilden Kaiser. Die Kraft des Wassers Als “Urmutter aller Klammen” gilt die schon seit 1901 touristisch genutzte Wolfsklamm bei Stans, wo das Wasser ganz besonders eindrucksvoll tost und rauscht. Von den hölzernen Brücken und Stegen aus kann man die Kraft des Wassers aus sicherer Entfernung betrachten. Die schönste Klamm-Treppe allerdings ist für Schwinghammer die neue Holztreppe durch eine senkrechte Wand in der Zimmerbergklamm bei Telfs. Am spektakulärsten ist die Klamm im Frühjahr nach der Schneeschmelze, wenn der Griesbach ordentlich Wasser hat, heißt es im Tiroler Wasser-Wanderbuch. Erholung am See Ruhiger ist es…
Paradise Garden heißt der Eisbecher, den Billie und ihre Mutter sich am Monatsanfang gönnen, und so heißt auch der Roman von Elena Fischer über eine Mutter-Tochter-Beziehung, die zu einer Tochter-Vater-Suche wird. Die 36-jährige Autorin hat für ihr Debüt den Literaturförderpreis ihrer Heimatstadt Mainz erhalten. Zu Recht, denn dieser Coming-out-of-age-Roman ist gleichzeitig zauberhaft und komplex, sanft und knallhart. Aus der Sicht einer 14-Jährigen Erzählt wird er aus der Sicht der 14-jährigen Billie, die gleich zu Anfang feststellt „Vierzehn ist ein beschissenes Alter, um seine Mutter zu verlieren.“ Und für Billie ist alles noch viel schlimmer, weil sie praktisch in einer Art Symbiose mit ihrer Mutter gelebt hat – in einem heruntergekommenen Haus, mit abgehängten aber liebenswerten Nachbarn, mit wenig Geld aber viel Fantasie. Vor allem die Mutter ist groß darin, den Alltag zu verzaubern. Mit ihren zwei Jobs verdient sie zwar gerade mal soviel Geld, um mit Billie über die Runden zu kommen. Dafür ist sie eine Meisterin im Träumen oder sollte man besser sagen, im Vertuschen der Wirklichkeit? Bedrohte Zweier-Idylle Für Billie jedenfalls ist die Mutter über jede Kritik erhaben, auch wenn sie ihrer Tochter nie verraten will, wer ihr Vater ist. Als dann eines Tages die ungarische Großmutter unangemeldet…
Steffen Kopetzky schürft gern in der Geschichte und fördert dabei immer wieder Erstaunliches zu Tage. So auch in seinem neuen Roman „Damenopfer“, der in die wilden 1920er Jahre zurückführt, in eine aufregende Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg und der russischen Revolution. Mitten drin Larissa Reissner, das it-Girl der russischen Literaturszene, schön, klug und selbstbewusst. Madonna der Revolution Sie ist das „Damenopfer“, so der Titel des Romans, und natürlich auch die Hauptfigur. Wobei man zwischendurch das Gefühl hat, auch Steffen Kopetzky sei der „Madonna der Revolution“, wie Leo Trotzky Larissa Reissner nannte, verfallen. Der Autor kann ihre Schönheit und ihren Geist nicht genug rühmen. Hat sie doch eine Schachpartie gegen einen arroganten Eurasier mit einem „Damenopfer“ gewonnen, das sie von einem alten Kriegsveteranen gelernt hatte. Gegen die britische Vorherrschaft Larissa Reissner verkörpert alles, was für viele Männer damals unerträglich war. Sie ist frei und frech, und sie weiß, was sie will. Ob es Männer sind oder die Revolution. Am besten beides. Denn sie ist fest entschlossen, gegen die britische Vorherrschaft, wie sie sie als Botschafterin in Afghanistan kennengelernt hat, zu kämpfen. Das ist ihrer Meinung nach nur möglich durch ein geheimes Bündnis zwischen der Sowjetunion und Deutschland. Und das will…
Ursula Poznanski ist ein Phänomen. Nach Erfolgen mit Jugendbüchern („Erebos“) schreibt die Wienerin auch Erwachsenen-Romane und All-Age-Thriller, die nahezu regelmäßig auf den Bestseller-Listen zu finden sind. Auch Oracle hat das Zeug zum Bestseller, selbst wenn sich in dem spannungsgeladenen Thriller um den jungen Julian einige Ungereimtheiten finden. Die Sache mit den Markern Der 17-Jährige hatte als Kind merkwürdige Visionen. Manche in seiner Klassen hatten merkwürdige „Marker“ am Körper oder im Gesicht, die nur er sehen aber nicht enträtseln konnte. Was sollte die rote Wolke bedeuten, die Verenas Beine verdeckte, was die Nebel, die aus Lars‘ Augen quollen? Julian zog sich ängstlich zurück, wurde gemobbt und fand erst durch Medikamente und Psychotherapie zu einem „normalen“ Leben. Doch bei einem Klassentreffen stellt er schockiert fest, dass Verena im Rollstuhl sitzt. Sollte die rote Wolke auf den späteren Unfall des Mädchens hinweisen? Und was bedeuteten die anderen Marker? Was ist mit der Zukunft? Julian, inzwischen in einem Studentenwohnheim mit dem lebenslustigen Robin und der einfühlsamen Pia befreundet, ist entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und die Tabletten abzusetzen. Womöglich könnten seine Visionen dabei helfen, Schlimmes zu verhindern. Kann er die Zukunft verändern? Die Geister, die er rief… Die Verantwortung lastet schwer…
Brände auf Urlaubsinseln, Murenabgänge in den Bergen, Überschwemmungen, Unwetter: Dieser Sommer lässt ahnen, was der Klimawandel in naher Zukunft bringen könnte. Können wir ihn noch aufhalten, gegensteuern? Das üppig illustrierte Buch „Zukunftsbilder 2045“ macht Mut, sich trotz aller Rückschläge zu engagieren, positive Visionen zu entwerfen. Nicht die viel zitierte Nachhaltigkeit ist das Motto, sondern Regeneration, denn die Ökosysteme des Planeten seien mittlerweile so schwer geschädigt, dass reines Erhalten nicht mehr ausreiche. Es brauche stattdessen „Aufbau, Wiederbelebung, Heilung“. Innovative Ansätze für die Zukunft Was darunter zu verstehen ist, zeigen die folgenden 150 Seiten in leicht verständlichen Texten und eindrucksvollen Bildsimulationen. Weit in die Zukunft reisen müssen die Lesenden nicht. Im Focus steht das Jahr 2045, in dem die Klimaneutralität erreicht werden soll. Doch bis heute fehlen die Visionen, wie Deutschlands Städte fit für die regenerative Zukunft gemacht werden sollen. Das Buch führt eine grünere, lebenswertere Welt 2045 vor Augen und zeigt innovative Ansätze bei Mobilität, Bildung, Wirtschaft und Landwirtschaft. Dabei beziehen sich die Autorinnen und Autoren auch auf bisher schon bestehende Lösungen wie Permakultur und Gemeinwohlbanken. Mehr Grün für die Städte Eine fiktive Journalistin führt die Lesenden durch 17 Städte, die in 20 Jahren eine Verwandlung hin zu mehr Grün und…
„Plötzlich wach!“ heißt der lustige Kinderroman von Maja Vogel. Und schon auf dem Umschlag kann man durchs Guckloch sehen, worum es geht: Mit der Queen ’ne Kutsche kapern. Das ist ein Ding: Da spaziert plötzlich die Queen mit Krönchen und Schärpe durch die Straßen. Eine Doppelgängerin? Oder ist die Queen wieder zum Leben erwacht? Wachsfiguren als Freunde Annemie schwant etwas anderes, aber das ist mindestens genauso merkwürdig: Ihre Oma hat ein Wachsfigurenkabinett. Und wer fehlt da? Erraten: Die Queen. Dem Mädchen schwirrt der Kopf. Glücklich ist sie nicht, dass sie mit ihren Eltern zu Oma Fritz in die Stadt ziehen musste. In den Ferien, ja, da war sie gern bei der Oma. Auch wegen der Wachsfiguren, die zu ihren Freunden wurden. „Ich kann mit Harry Potter über Quidditch plaudern, mit Marilyn tanzen, mit Lady Gaga singen und Manuel Neuer dabei zusehen, wie er jeden Ball hält.“ Leo verspricht Hilfe Aber so richtig lebendig war keine von ihnen – bis jetzt. Wie kann es sein, dass die Queen einfach quicklebendig aus dem Museum spaziert ist? Das Mädchen wittert einen Skandal, und den möchte sie unbedingt vermeiden – schon ihrer Oma zuliebe. Doch dann kommt ihr dieser neugierige Junge dazwischen, Leo. Mist! Doch…
Eine entlaufene Katze, eine frustrierte Lehrerin, ein aufmüpfiger Teenie und kriminelle Machenschaften: Kai Hensel bringt in seinem Roman „Wo ist Valentin?“ das und noch mehr zusammen. Auch wenn es zwischendurch etwas hakt, ist ihm ein spannender Roman gelungen, der nicht nur Katzenliebhabern Freude machen dürfte. Enttäuschte Liebe Der Kater Valentin ist ein hübsches Kerlchen und für die von Streitereien mit Schülereltern gestresste Lehrerin Katja fast so etwas wie Familie oder noch besser Lebenspartner. Als er eines Tages verschwunden ist, ist Katja am Boden zerstört und setzt alle Hebel in Bewegung, Valentin wieder zu finden. Die Worte, mit denen sie ihren Verlust beschreibt, klingen schon sehr nach enttäuschter Liebe. Kein Wunder, dass die Schülerin Ricky, die sich für ein Journalismus-Praktikum in der örtlichen Zeitung bewerben will, eine Story wittert. Seltsames Verhalten Tatsächlich wirbelt Valentins Verschwinden einigen Staub auf und lenkt die Aufmerksamkeit auf bisher unbeachtete Verhaltensweisen mancher Lehrer, auch des Direktors. Welche Rolle spielt dabei Caroline, die sich schon als erfolgreiche Influencerin in Dubai sieht und alles dafür tut, um das Geld für die Reise zu bekommen? Und wieso wirkt die unbeliebte ältliche Lehrerin Herczeg plötzlich so anders, aktiver, zugänglicher? Das Rätsel der Mühle Dann wäre da noch die alte Mühle,…