Lonely Planet hat‘s vorgemacht, jetzt verkündet auch Marco Polo „Die besten Ziele für 2023“. Marco-Polo-Autoren haben ihre Favoriten genannt, eine Jury hat daraus 40 Ziele in den Kategorien „Noch unentdeckt“, „Neuer Glanz“, „2023 erleben“ und „Nachhaltig“ destilliert. Wohin also geht bei Marco Polo die Reise in diesem Jahr? Hauptsache nachhaltig In jedem Fall auch wieder nach Deutschland und da – im Sinne der Nachhaltigkeit – zum E-Biken etwa auf der grenzüberschreitenden Route Verte. Zum Wandern nicht nur in den Bayerischen Wald, sondern auch in die Städte, z.B. zum Zollvereinsteig in Essen. Oder auch in eines der Bergsteigerdörfer, die es inzwischen auch in der Schweiz gibt. Und zum Wassersport geht‘s ins eher noch unentdeckte Fränkische Seenland. Entdecken empfohlen Zu den Entdeckungen des Jahres zählen bei Marco Polo außerdem das belgische Gent, wo sich mitten im Mittelalter-Ambiente eine Graffiti-Gasse öffnet. Aber auch Länder wie Kirgistan, „perfekt für Outdoor-Freaks“, Panama – nicht nur wegen des Kanals, oder das wildromantische Albanien. Was wieder glänzt Neuen Glanz entdeckten die Autoren u.a. in Singapur, das sich anschickt, „die grünste Megacity der Welt“ zu werden. Oder in Luxemburg, das „jetzt auch Canyon-Trails und stylisch gepimpte Hochöfen im Programm“ hat. „In der Fremde zu Hause ankommen“ ist das…
Dass der Vorarlberger Michael Köhlmeier ein großartiger Autor ist, beweist er auch mit seinem neuen Roman Frankie. Im Mittelpunkt steht der 14-jährige Ich-Erzähler Frank, der in einer fast symbiotischen Gemeinschaft mit seiner Mutter in Wien lebt. Seinen Großvater lernt er mit Verspätung kennen, weil der über 18 Jahre hinter Gittern gesessen hat. Faszination des Bösen Der eher introvertierte Junge ist zugleich abgestoßen und fasziniert von dem alten Mann, der wirkt, als könne ihn nichts umhauen. Das abwertende Frankie nervt ihn zwar, aber mehr noch interessiert ihn, welche Geheimnisse der Großvater, der sich die Anrede Opa verbietet, hinter seinem schroffen Wesen verbirgt. Es ist die Anziehungskraft des Bösen, die Köhlmeier immer wieder thematisiert – auch in diesem Roman. Viele Freiheiten Der weitgehend vaterlos aufgewachsene Junge kommt eigentlich gut mit seinem Leben zurecht. Der Beruf seiner Mutter, die in der Volksoper als Schneiderin arbeitet, lässt ihm viele Freiheiten. Frank fühlt sich als der Mann im Haus – bis der autoritäre Großvater diese Rolle beansprucht. Die furchtsame Mutter interessiert den Alten nicht. Aber den Enkel will er nach seiner Vorstellung formen. Die Waffe als Versuchung Frank erliegt der Versuchung des Abenteuers, die der Großvater verkörpert. Und es ist ja auch ein Abenteuer, was…
„Die Automobilbranche, der Konjunkturmotor der deutschen Wirtschaft, muss sich immer wieder neu erfinden“, heißt es in dem Bildband „Grand Tour“. Ein Satz, der heute genauso stimmt wie in der Anfangszeit des Automobils oder in Zeiten des Klimawandels mehr denn je. An 33 originelle Ort der Autobilgeschichte entführt nun dieses schön gestaltete Bilder-Buch. Darunter – natürlich – die Berliner Avus, der Nürburgring, die Carrera Panamericana, Autostädte wie Stuttgart, München und Modena, berühmte Pässe wie der Bernina- oder der Furka-Pass aber auch die erst 1989 eröffnet Atlantikstraße. Sechs Frauen auf großer Fahrt Und dann finden sich auf den 157 Seiten auch Orte, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit der Automobilgeschichte in Verbindung gebracht werden: Gmunden in Kärnten etwa, wo der erste Porsche entstand. Das schwäbische Mickhausen nahe Augsburg, wo 1964 erstmals ein ADAC-Bergrennen ausgetragen wurde. Der Freiburger Hausberg Schauinsland, wo schon 1925 die „Internationalen Freiburger Rekordtage“ für Motorräder und Wagen veranstaltet wurden. Oder die 14 000 Kilometer lange Strecke von Straßburg über Paris und Madrid bis Casablanca und zurück über Algier und Marseille, die sechs Frauen 1934 in Aero Roadstern zurücklegten – womit sie Geschichte schrieben – auch Emanzipationsgeschichte. Spannende Hintergründe Automobil- und Lifestyle-Fachmann Axel Nowak kennt sich aus in…
„Ich schreibe, um hörbar zu machen, in Sprache zu übersetzen, was gemeinhin nicht gesprochen wird, nicht sprechbar scheint.“ Ulrike Draesner ist Lyrikerin, Romanautorin, Essayistin und Übersetzerin. Auch in ihrem neuen Roman „Die Verwandelten“ überschreitet sie die Grenze zwischen Prosa und Lyrik, zwischen Ländern und Sprachen und versucht, Unbegreifliches in Worte zu kleiden, Unaussprechliches zu skizzieren. Gewalt gegen Frauen Die Verwandelten sind allesamt Frauen, traumatisiert von Krieg- und Nachkriegserfahrungen. Ulrike Draesner schreibt von Gewalt gegen Frauen als Mittel zur Unterwerfung und darüber, was diese Gewalt mit den Frauen macht, wie sie sie für immer verwandelt. Als Russland seinen Krieg gegen die Ukraine begann, konnte Draesner, sagte sie in einem Interview, kaum weiterschreiben. „Viel zu gut konnte ich mir vorstellen, welche Arten von Gewalt nun erneut in Gang gesetzt worden waren.“ Interviews und Erinnerungen Das Material zu ihrem oft schwer verdaulichen aber umso beeindruckenderen Roman hat sie über Interviews und Zeitzeugenerzählungen gesammelt und in Fiktion verwandelt. Es geht ihr um „das weibliche Gesicht des Krieges innerhalb der Zivilbevölkerung“. Dabei springt sie zwischen den Zeiten und Perspektiven, was den Lesenden ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangt. Um die Frauen von Anfang an einordnen zu können, lohnt sich ein Blick auf das Figurenverzeichnis im…