Der Energie-Engpass erhöht den Druck auf die Flüsse, gilt doch Wasserkraft als umweltfreundlich. Doch dabei ist ein sensibler Umgang mit der Ressource Wasser gefragt. Wie wichtig Flüsse für unser Lebensumfeld sind, das zeigt der mehrfach ausgezeichnete Geowissenschaftler Laurence C. Smith in dem ebenso faszinierenden wie alarmierenden Buch „Weltgeschichte der Flüsse“. Kein Überleben ohne Flüsse Heutzutage hätten es Flüsse schwer, ihre Ladung zum Meer zu bringen, heißt es da schon in der Einführung: „Sie gleiten an erstarrten Städten vorbei, werden von Dämmen eingezwängt, von Ingenieuren gedrosselt und von den meisten übersehen. Und dennoch gewinnen die Flüsse die Oberhand. Sie werden uns alle überdauern. Aber ohne sie werden wir nicht überleben.“ Lebensadern, Handelswege, Grenzen Weltreiche entstanden entlang von Flüssen, Weltstädte liegen an Flüssen: Paris an der Seine, London an der Themse, Berlin an der Spree, Kalkutta am Ganges… Schon in grauer Vorzeit waren Flüsse Lebensadern, sie wurden zu Handelswegen, zu Staatsgrenzen, zu Fluchtwegen. Laurence C. Smith beschreibt eindrucksvoll, wie die Kontrolle wichtiger Flüsse Macht zementierte und wie die Flüsse „zur Gestaltung der politischen Geografie Europas und des Nahen Ostens“ beitrugen. Zerstörer und Zerstörte Er schreibt über die politischen Ränke um Mississippi und Jangtse, die Bombardierung des Möhnestausees und ihre Folgen und macht…
Schaurige Welt: Wenn das nicht das richtige Buch zu Halloween ist! Dieser Bildband mit Gruselfaktor enthält schaurig schöne Bilder von verlassenen Städten, Spukhäusern, Friedhöfen, von unheimlichen Naturphänomenen und dem durch Atombombenversuche zerstörten Inselidyll Mururoa. Lektüre auf eigene Verantwortung, heißt es warnend im Vorwort. Untote und Voodoozauber Es geht schon gleich richtig los mit den Untoten auf Amrum und Sylt, Ertrunkenen, die keine Ruhe finden, bis jemand an sie denkt. Auch die verrottende Pracht des ehemaligen Schlosshotels Waldlust im Schwarzwald wirkt ziemlich gruselig, fast so sehr wie das rumänische Schloss Bran, das sich als Draculas Heimstatt vermarktet oder das Stanley Hotel, das Stephen King zu seinem Roman „Shining“ anregte. Und dann noch der Fetischmarkt Akodessewa in Togo, der weltgrößte Voodoo-Basar für Zauber-Utensilien wie Schimpansenpfoten, vertrocknete Krokodilköpfe, Tier- und Menschenschädel in unterschiedlichsten Stadien der Verwesung. Das will man lieber nicht so genau wissen… Natronsee und Lost Places In sechs Kapiteln erkundet Schaurige Welt die „dunkle Seite“ und stellt 90 Orte „zum Fürchten und Staunen“ vor. Da dürfen unheimliche Phänomene nicht fehlen wie der Natronsee in Tansania: Wer im See stirbt, heißt es, wird kalzifiziert, erstarrt zu Stein. Auch all die „lost places“, die verlassenen Orte, können ganz schön gruselig sein. Selbst ein…
Celeste Ng spielt gern mit dem Feuer – buchstäblich und symbolisch. Das gilt auch für ihren neuen Roman „Unsere verschwundenen Herzen“, in dem sie die USA in eine faschistische Diktatur verwandelt. Die allerdings ist nicht gar zu weit entfernt vom aktuellen amerikanischen Alltag. Und PACT, das Gesetz zur Erhaltung amerikanischer Kultur und Traditionen, das im Roman eine Periode des Aufruhrs und des Niedergangs beendete, erinnert fatal an Trumps „Make America great again“. Familienschicksale Die Folgen müssen im Roman vor allem chinesisch-stämmige Amerikaner ausbaden. Und dabei gehen die Behörden rabiat vor. Beim leisesten Verdacht subversiver Beeinflussung werden Kinder aus ihren Familien gerissen. Kritische Journalisten werden mundtot gemacht. In den Bibliotheken verschwinden Bücher mit „gefährlichen Inhalten“. Verbrannt wie in Hitler-Deutschland werden sie nicht: „Wir verbrennen unser Bücher nicht,“ erklärt eine Bibliothekarin, „Wir stampfen sie ein. Ist viel zivilisierter, oder? Wir zerdrücken sie, recyclen sie zu Toilettenpapier.“ Die Tyrannei von PACT Der zwölfjährige Junge, der sich das anhört, ist Bird oder Noah, wie sein Vater ihn seit dem Verschwinden der chinesischen Mutter Margaret Miu nennt. Die beiden leben zurückgezogen in einem Studentenwohnheim. Der Vater, im früheren Leben Linguistik-Professor, verdient einen kargen Lohn mit dem Einordnen von Büchern. PACT bestimmt ihr Leben, sorgt dafür,…
„Kann man mit 50 Euro pro Tag die Metropolen dieser Welt erfahren?“ Diese Frage, die sich angesichts der weltweiten Preissteigerungen immer drängender stellt, versucht dieses Polyglott-Buch zu beantworten. Allerdings klärt Christoph Drösser schon im Vorwort darüber auf, dass in der Summe die Übernachtungskosten nicht einbezogen sind. Die 50 Euro beziehen sich also auf den Urlaubstag – vom Morgenkaffee bis zum Absacker am Abend. Dabei ist die ganze Kalkulation natürlich auch abhängig vom Wechselkurs des Euro, der derzeit gegenüber dem Dollar im Sinkflug ist. Tipps von Insidern Die Vorschläge im knapp 290 Seiten dicken Buch stammen von Autorinnen und Autoren des Vereins „Weltreporter.net“, die aus aller Welt berichten und schon ein paar Jahre in den Ländern leben, aus denen sie berichten. Sie alle teilen ihre Lieblingsgegenden, die sehr unterschiedlich sind und sich oft zu Fuß oder auch mit dem Rad erkunden lassen. Schlemmertour in Bangkok In Amsterdam klappt das schon für 45,88 Euro inklusive Fahrrad-Miete und bester Aussicht vom schiefen Dach des Nemo. In Bangkok ist bei 47,20 Euro fast schon eine Gourmet-Schlemmertour drin, sogar mit Cocktail und Taxi. In Edinburgh muss man mit 54,10 Euro schon tiefer in die Tasche greifen, kommt dafür aber umsonst ins National Museum of Scotland…
Der in Deutschland eher unbekannte französische Schriftsteller Hervé Le Tellier wurde 2020 mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet. Dank des Romans „Die Anomalie“, der inzwischen auch auf Deutsch erschienen ist. Eine Reihe von Personen Das Buch beginnt eher verwirrend als spektakulär. Kapitelweise treten Personen auf, als erster der Profikiller Blake. Dann auch der erfolglose Schriftsteller Victor Miesel, der in seinem Abschiedsbrief am Wert seiner Existenz zweifelt. Auch die attraktive Lucie, eine alleinerziehende Mutter tritt auf, der todkranke David oder die kleine Sophia. Das Jahrhundert-Unwetter Es wäre gut, wenn die Lesenden diese Porträts für die folgenden Seiten im Gedächtnis behielten. Denn all diese Menschen fliegen am 10. März 2021 von Paris nach New York. Nichts Besonderes heutzutage. Doch ein Jahrhundert- Unwetter verändert alles, auch wenn die Passagiere bei der Landung in den USA erst einmal nur froh sind überlebt zu haben und in ihren Alltag zurückkehren. Doppelte Identitäten Sie können ja nicht wissen, dass sich das Flugzeug während des Unwetters verdoppelt hat. Aus unerfindlichen Gründen fliegt die Zwillingsmaschine erst im Juni den Airport an und wird wegen der anomalen Auffälligkeiten auf eine Militärbasis umgeleitet. Schnell wird klar, dass sowohl Flieger als auch Insassen identisch mit der im März gelandeten Maschine sind….
Elke Heidenreich ist nicht nur eine interessierte Buchkritikerin, sie ist auch eine engagierte Reisende. Und davon erzählt sie in dem Hörbuch „Ihr glücklichen Augen“ – ganz so, als würde sie sich mit Freunden über ihre Reisen in alle Welt unterhalten. Dass Elke Heidenreich ihre auch in Buchform (Hanser Verlag) erschienen Reise-Erlebnisse selbst spricht, ist ein echter Glücksfall. Macbeth in Schottland Denn so kommen diese Reisen authentisch rüber, man glaubt ihr einfach, dass sie in Schottland auf den Spuren von Macbeth unterwegs war und in Wales auf denen von Dylan Thomas, dass sie sich in Lissabon Fernando Pessoa nahe gefühlt hat, dass sie sich im legendären Hotel Waldhaus im schweizerischen Sils Maria mit Literaten und Künstlern getroffen hat. Kritik am „name dropping“ Der ihr nicht immer wohl gesonnene Literaturkritiker Denis Scheck hat das „name dropping“ im Buch kritisiert. Mag sein, dass die Aneinanderreihung von klugen Zitaten noch klügerer Menschen am Anfang im gedruckten Exemplar nervt – sie tut es, wenn auch in geringerem Maße – auch im Hörbuch. Aber das ist schnell vergessen, wenn Elke Heidenreich von den Landschaften schwärmt, die sie durchwandert, von den Menschen, die sie getroffen hat. Schnoddrig und melancholisch Man hört ihr einfach gern zu, wenn sie…
Francoise Hauser ist Sprachwissenschaftlerin und sie weiß: Wer mehrere Sprachen spricht, tut sich in unserer globalisierten Welt leichter. Auch beim Reisen. Wobei manche Sprachen für Europäer leichter erlernbar sind als andere. Francoise Hauser hat sich die Mühe gemacht, die Besonderheiten auch asiatischer oder afrikanischer Sprachen aufzulisten. Japanisch und Chinesisch mit ihren sehr speziellen Schriften etwa oder Arabisch. Rund 6000 Sprachen gibt es auf der Welt und jede Menge Dialekte. 16 000 Wörter plappert jeder Mensch pro Tag. Da könnte es einem schon schwindeln ob der schieren Menge. Immerhin beruhigend, dass man mit einem Alltagswortschatz von 2000 bis 5000 Wörtern auskommen kann. Rück- und Einblicke in die Sprachen Doch Francoise Hauser begnügt sich nicht mit Aufzählungen, sie geht in dem dicken Buch in die Tiefe, zeigt, wie politische Verhältnisse sich auf die Sprache auswirken, wie Wörter reisen und wie Sprache und Denken zusammenhängen. Dazu gibt es nicht nur kurze Rück- und Einblicke, sondern auch lange Auflistungen von Wörtern und ihre Übersetzungen, die für die meisten wahrscheinlich kaum nutzbar sind. Es sei denn, sie interessieren sich für Chinesisch oder Koreanisch. Alte und neue Sprachen Aber die Sinologin erzählt auch von der Wiederbelebung des Hebräischen, das den Juden in aller Welt und dem…