Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde, das wissen auch Touristen. Doch wie reist man nachhaltig? Jacqueline Albers versucht in ihrem Buch „Gute Reise“ eine Antwort: „Nachhaltiges Reisen bedeutet, dass wir vor Ort einen wirtschaftlichen Beitrag leisten, die Umwelt schützen sowie behutsam mit den Menschen und ihrer Kultur umgehen. Unsere Zufriedenheit ist dabei genauso wichtig“, stellt sie gleich am Anfang klar. Und ergänzt: „Nachhaltiges Reisen setzt keine Verbote.“ Es komme nur auf die Umsetzung an, und dafür liefere ihr Buch praktische Anleitungen. Nicht reisen wäre ein Verlust Denn: „Nicht reisen ist nicht nachhaltig. Es wäre ein riesiger Verlust.“ Damit das Reiseerlebnis für alle Seiten zufriedenstellend ist, ist die Vorbereitung wichtig. Albers gibt konkrete Ratschläge zur medizinischen (Impfungen!) aber auch zur kulturellen (Do‘s and Dont‘s) Vorbereitung, untermauert von netten Reise-Anekdoten. Es gibt Tipps fürs Reisegepäck (kulturell angemessene Kleidung, wieder verwendbare Flaschen und Beutel) und für die digitale Reisemappe, eine Übersicht über die Nachhaltigkeits-Labels und Hinweise auf entsprechende Posts sowie eine Übersicht über die CO²-Emissionen der unterschiedlichen Verkehrsmittel. Keine engen Vorgaben Auch Experten kommen zum Thema Nachhaltigkeit immer wieder zu Wort. Und am Ende einzelner Kapitel fordert „Der gute Reiseplan“ dazu auf, eigene Überlegungen über Reise-Art und Inhalt oder die Vorbereitungen zur Reise…
Lucy Adlington hat sich von einer wahren Geschichte zu ihrem aufwühlenden Roman „Das Rote Band der Hoffnung“ inspirieren lassen. In dem Buch erzählt sie die fiktive Geschichte von Ella und Rose und anderen Mädchen, die in einer KZ-Schneiderei Kleider für die Aufseherinnen und die Frauen der SS-Leute anfertigten. Dichtung und Wahrheit sind hier eng beieinander. Zebras und Eichhörnchen Lucy Adlington lässt Ella erzählen, eine 15-Jährige, die von der Straße weg nach Birkenau deportiert wurde. Der anfangs eher schnoddrige Ton hilft ebenso dabei, das Grauen in Schach zu halten, das die qualmenden Kamine von Auschwitz verströmen, wie Ellas Angewohnheit, die anderen Mädchen mit Tieren zu vergleichen. Zebras sind alle Frauen wegen der gestreiften Häftlingskleidung. Und Rose, das zarte immer höfliche und rücksichtsvolle Mädchen, erinnert die robustere Ella an ein Eichhörnchen. Überleben mit Nähkunst Dass sie und Rose im Lager unzertrennliche Freundinnen werden würden, ahnt sie am Anfang nicht. Das elternlose Mädchen will sich ohne Rücksicht auf die anderen einen Platz in der Näherei erobern, und das schafft sie auch. Eine ganze Zeit lang kann sie die strenge Mina und die Aufseherinnen mit ihre Nähkunst überzeugen, und Rose ist ihr dabei eine große Hilfe. Doch das KZ fordert Opfer. Die Aufseherinnen sind…
Freunde sind wichtig im Leben. Das wissen auch schon kleine Kinder. Und Mika musste gerade seinen besten Freund zurücklassen. Denn sein Papa Paul ist wegen seiner neuen Liebe umgezogen. Nun muss Mika sich nicht nur mit einer neuen Frau – Greta -, sondern auch noch mit einer neuen Klasse anfreunden. Tony und Jack würde er gern zu Freunden haben, das dunkellockige Mädchen und den unerschrockenen Jungen. Statt dessen sitzt der Brillenträger Arvid neben ihm, ein Außenseiter wie er und ziemlich nervig, wie Mika findet. Mutprobe mit Folgen Als Tony und Jack, die Unzertrennlichen, ihn zu einer Spritztour einladen, ist er geflasht. Doch ganz schlau wird er aus den beiden nicht. Und die Mutprobe, auf die sie ihn stellen, ist auch nicht lustig. Wollen sie nur mit ihm spielen? Doch schon beim nächsten Mal ist er wieder dabei, und wieder verlangt Jack eine Mutprobe, die Tony diesmal allerdings verhindert. Und dann ist da diese Obdachlose in der alten Fabrik, dem ganz privaten Spielplatz von Tony und Jack. Brutaler Denkzettel Dass sie sich da eingenistet hat, wollen die beiden nicht akzeptieren. Sie beschließen, der Alten einen Denkzettel zu verpassen, und Mika soll mitmachen. Es kommt zu einem Ausbruch der Gewalt, die auch…
Nacktheit hat längst Eingang in die Kunst gefunden, eindrucksvoll in der aktuellen „Maria Stuart“-Inszenierung bei den Salzburger Festspielen, in der 30 nackte Männer ein lebendes Labyrinth bilden. Oder beim Fotografen Spencer Tunick, der seine Landschaften mit Nackten inszeniert, Bodyscapes genannt. Marc Engelhardt war einer davon. Nun hat der Auslandskorrespondent ein Buch über „eine Reise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt“ geschrieben. Irreführender Titel Das peinlichste an dem Buch ist der Titel. „Ich bin dann mal nackt“ erinnert nicht nur an Hape Kerkelings Superseller „Ich bin dann mal weg“, sondern führt auch noch in die Irre. Denn diese 14 Kapitel zwischen Wipperfürth und New York sind weit mehr als ein amüsanter Erlebnisbericht. Marc Engelhardt hat sich nicht nur selbst in der Naturisten- und Nudistenszene umgesehen, er hat sich auch in die philosophischen und politischen Hintergründe eingelesen. Die Idee zum Buch, so schreibt er im Vorwort, war: „einmal die Welt zu bereisen, den unverhüllten Kulturen und Traditionen auf dem Globus hinterher“. Nackt im Wald und im Museum Was er herausfand: „Nackt sein, das ist ein globaler Trend“ – auch wenn das einzige Nacktrestaurant in Paris schon wieder geschlossen ist. Mal wird die Nacktheit als Lebenskunst empfunden, mal als Protest, mal als Ausnahmezustand….
Alex Schulman hat sich von eigenen Kindheitserinnerungen zu dem Roman „Die Überlebenden“ inspirieren lassen. In Schweden war das Buch wochenlang die Nummer 1. Bei dtv ist die Herz zerreißende Geschichte dreier Brüder der Spitzentitel im Herbstprogramm. Sie haben sich auseinander gelebt, die Brüder Benjamin, Pierre und Nils. Dabei haben sie im Sommerhaus ihrer Kindheit alles miteinander geteilt. Vor allem Pierre und Benjamin waren unzertrennlich. Was ist passiert, fragt sich Benjamin, was hat die Familie zerstört? Rückkehr ins Sommerhaus Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder zum Sommerhaus zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Die Rückkehr in die raue Natur wird zu einer Reise durch die Zeit. Benjamin erkennt alles wieder, jeden Stein, jeden Baum. Er trägt den Wald in sich. Und er erinnert sich – an die Umspannstation und das Summen des Stroms. Es sind fragmentierte Erinnerungen an einen Unfall, seinen Unfall, der alles verändert hat. Bruchstücke der Erinnerung Seitdem ist das Leben der Eltern aus der Bahn gesprungen, hat übermäßiger Alkoholgenuss den Verstand der Mutter vernebelt und ganz allmählich die Familie zerstört. Im Kampf um die mütterliche Liebe wurden die Söhne zu Rivalen, die sich gegenseitig belauerten. Das haben sie bis heute nicht vergessen. Immer wieder bricht sich…
Wäre es nicht toll, wenn wir verstehen könnten, was Tiere so denken? Evie kann das. Sie hat „die Gabe“, wie ihr Dad und ihre Oma ihr verraten haben. Doch beide wissen, dass diese Gabe tödlich sein kann. Evies Mutter kam im Amazonas-Regenwald ums Leben, weil sie den Tieren dort helfen wollte. Und auch Evies Leben ist in Gefahr. Deshalb bittet ihr Vater sie, möglichst niemandem von ihrem Talent zu erzählen. Außenseiterin in der Klasse Aber wie soll das gehen, wenn ein kleiner Junge, der selbst die „Gabe“ hat, im Löwengehege in Todesgefahr gerät? Evie muss ihm einfach helfen. Dass sie sich damit selbst in Gefahr begibt und außerdem zur Lachnummer in der Schule macht, nimmt sie in Kauf. Längst schon hat sie ihre Freundin Leonora an Instagram verloren. Statt für Tiere interessiert sich Leonora nur mehr für Shoppen und Klicks. Da kann Evie nicht mithalten, sie wird in ihrer Klasse zur Außenseiterin. Wäre nicht der Junge Ramesh mit den langen dunklen Haaren, sie hätte gar keine Freunde mehr. Tödliche Gefahr aus der Ferne Doch alles ändert sich auf einen Schlag. Die Kunde von Evies guter Tat im Zoo ist bis an den Amazonas gedrungen und hat den Todfeind ihrer Mutter…
Paul Heyse? Wer kennt noch den Namen und weiß, dass dieser Mann als erster Deutscher den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Allein schon deshalb ist die Idee aller Ehren wert: Mit seinem Roman „Am Götterbaum“ will Hans Pleschinski den Dichter aus der Vergessenheit holen. Fährt man in München durch die gleichnamige Unterführung, wird man kaum glauben, dass sie nach einem ehemals weltberühmten und geachteten Autor benannt ist. Götterbaum und Villa Dabei gäbe es wohl die – allerdings bewohnte – Heyse-Villa, in der sich zu Lebzeiten des Autors die Künstlerszene Münchens traf. Auch Thomas Mann, Theodor Fontane und Franz von Lenbach waren dort willkommene Gäste. Pleschinski ließ sich von der immer wieder vom Abbruch bedrohten Villa und dem im weitläufigen Garten stehenden „Götterbaum“ zu einem Gedankenexperiment inspirieren: Was wäre, wenn die Stadt München aus der Villa ein „Paul-Heyse-Zentrum“ machen wollte? Heyse-Strophen auf den Lippen Im Vorfeld dieser fiktiven Umgestaltung schickt er eine Stadtbaurätin, eine Schriftstellerin und eine durch einen Skiunfall behinderte Archivarin zu einem Ortstermin mit einem Heyse-Experten durch die Stadt. Mit „Heyse-Strophen auf den Lippen“ flanieren sie durch das heutige München, streiten über das Werk von Paul Heyse und machen sich ihre Gedanken zur aktuellen Entwicklung der Stadt. Betulicher Tonfall…
Extrem ist zwar ein bisschen übertrieben für diese 111 Orte in Europa, aber sehenswert sind die Superlative, die Patricia Szilagyi zusammengestellt hat, schon. Alles beginnt mit einem Glockenschlag und der ältesten Glockengießerei Europas im italienischen Agnone, einem Örtchen mit 16 Kirchen. Gleich dahinter der berühmte Giftgarten von Alnwick Castle in England, wo die giftigsten Pflanzen der Welt versammelt sind. Sozialsiedlung und Miniatur-Wunderland Auch die älteste Sozialsiedlung der Welt, die Fuggerei in Augsburg, hat in dem Buch Platz gefunden ebenso wie das Miniatur-Wunderland in Hamburg und das Eden Projekt in Cornwall oder das erste Unterwassermuseum vor Lanzarote, wo der Künstler Jason de Caires Taylor 300 Skulpturen auf dem Meeresboden platziert hat. Groß, größer, am größten: Der Keukenhof als der größte Blumengarten, das London Eye als das größte Riesenrad, das Oktoberfest als das größte Volksfest oder Aire de Berchem in Luxemburg, mit 51 Zapfsäulen die größte Tankstelle. Längste Getränkekarte und teuerstes Menü Eher in die Rubrik Kurioses gehört die mit 192 Seiten längste Getränkekarte im Delirium Café in Brüssel oder das teuerste Menü im Sublimotion auf Ibiza: für 1650 Euro pro Person gibt‘s 20 Gänge und ein virtuelles Erlebnis für alle Sinne. Wer Lust auf Rekorde hat, könnte auf der einzigen Sandlandepiste…
Das Gehen hat Torbjorn Ekelund erst für sich entdeckt, nachdem er wegen einer Epilepsie-Diagnose nicht mehr mit dem Auto fahren durfte. Doch seither ist der Norweger mit zunehmender Begeisterung nur noch zu Fuß unterwegs – manchmal mit geschlossenen Augen und immer öfter auch barfuß. Gedanken beim Gehen Das Gehen hat ihm die Augen geöffnet, nicht nur für die Schönheit der Natur, auch für die Geschichte des Landes und für neue Gedankenwelten. Denn Ekelund ist überzeugt davon, dass Gehen das Denken befördert. In seinem Buch zitiert er denn auch Philosophen, Dichter, Denker und – Weitwanderer. Er macht sich Gedanken über die Metapher „Weg“, die in allen Religionen zu finden ist. Pilgerreisen und Traumpfade Weltweit machen sich Pilger auf den Weg, ob Hinduisten, Muslims oder Christen. Mit dem Regisseur Werner Herzog ist er der Meinung, dass sich die Welt denjenigen offenbart, die zu Fuß gehen. Torbjorn Ekelund erinnert sich an die „Traumpfade“ der Aborigines in Australien, die Bruce Chatwin beschreibt. Es sind die „songlines“ einer von den Ahnen besungenen mythischen Landkarte. Der Weg der Kindheit Gehen, das erkennt der Norweger immer mehr, spielt in der menschlichen Geschichte eine Hauptrolle. Schließlich waren die Altvorderen Nomaden. Und sie kannten ihre Wege so wie er…
Der Journalist Wolf Harlander hat das Ohr am Puls der Zeit. Nach seinem Thriller 42 Grad, einer Öko-Dystopie, wendet er sich in seinem neuen Roman Systemfehler dem Thema Cyberattacken zu. Auch das ein hochbrisantes Thema. Was er im ersten Teil des dicken Thrillers schildert, ist wohl nicht weit entfernt von der Realität: Nach einem Hackerangriff fallen Ampeln aus, fahren keine Züge, fallen Flugzeuge vom Himmel. Und dann bricht auch das Internet zusammen. Nichts geht mehr – auch nicht im Gesundheitssystem. Hochansteckendes Virus Ein hochansteckendes Virus hat das europäische Netz infiziert. So ansteckend wie das Corona-Virus, das in diesem Roman allerdings keine Rolle spielt. Der BND rätselt. Ein Angriff aus China oder aus Russland? Fest steht nur, dass dieses Computervirus ursprünglich vom amerikanischen Geheimdienst NSA für eigene Cyberangriffe entwickelt wurde und nun in modifizierter Form in ganz Europa wütet – mit bösen Folgen auch auf Trinkwasser- und Stromversorgung. Kurz, auf das ganze tägliche Leben. Wolf Harlander schildert drastisch unsere totale Abhängigkeit vom Netz. Rechte, Verschwörer und Islamisten Im schnell wachsenden Chaos machen rechte „Heim-Brigaden“ und QAnon-Verschwörer mobil. Auch Islamisten sehen ihre Chance auf Umsturz. Das Ganze spitzt sich gefährlich zu. Aber natürlich ist Rettung nah. Der junge BND-Eleve Nelson Carius merkt…