Schwarzwald kinderleicht
Rezensionen / 31. Mai 2021

Der Schwarzwald ist auch in diesen Zeiten ein beliebtes Ziel für Familien . „Wir brauchen keine Fernseher, keine Play Station, keinen Erlebnispark, keine wie auch immer gearteten Fahrzeuge, nur unsere beiden Füße. Und einen Weg.“ Marcel Gisler lädt in dem Büchlein ErlebnisWandern mit Kindern dazu ein, den südlichen Schwarzwald nicht nur Kinder- sondern auch Umwelt freundlich zu entdecken, deshalb ist bei den Tourenprofilen auch immer die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln angegeben. Eine Tour, keine Tortur Und damit die Kinder auch Spaß am Wandern haben, empfiehlt der Autor, „prinzipiell her mehr Zeit für die Strecke einzurechnen, damit die Tour keine Tortur wird“. In den Rucksack gehöre neben der Brotzeit, dem Getränk und Wechselkleidung auch ein Müllbeutel – schon aus Rücksicht auf die Natur, klärt Gisler auf und rät dazu, mögliche Highlights wie eine Barfußpfad, eine Burg oder einen Vogelpark mit einzuplanen.  Denn kleine Wanderfreunde brauchten Abwechslung. Dazu gehöre neben den nötigen Pausen auch das Sammeln von allerlei Kleinigkeiten am Wegesrand. Mit Vierjährigen zum Wasserfall Und dann kann‘s losgehen. Schon für Vierjährige geeignet findet der Autor den Wanderlehrpfad im Sulzbachtal, auch die Wanderung zu den Triberger Wasserfällen könnte schon den Kleinsten Spaß machen. Ab sechs Jahren lassen sich, so Gisler, schon etwas…

Leben im Beton
Rezensionen / 25. Mai 2021

Julia Rothenburg… „findet eine reduzierte, prägnante, musikalische Sprache für die beschädigten Existenzen ihres dritten Romans“ heißt es in der Begründung der Jury für den „Bayern2-Wortspiele-Preis“, den die junge Autorin gerade für „Mond über Beton“ erhalten hat. Im Zentrum des Romans, in dem der Mond eher selten zu sehen ist, steht das „Neue Zentrum Kreuzberg“ (NZK) am Kottbusser Tor in Berlin. Die Bewohner im Blick Der zwölfstöckige Hochhausriegel aus den 1980er Jahren hat auch in letzter Zeit immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Julia Rothenburg hat das zum Anlass genommen, genauer hinzuschauen, wie die Bewohner in dem heruntergekommenen Gebäudekomplex leben. Wie sie mit Säufern, Junkies und Obdachlosen zurecht kommen, die sich rund um den Betonklotz breit gemacht haben. Der Kotti-Kosmos Der Türke Mutlu und seine mutterlosen Söhne, seine schöne aber überforderte Nichte Aylin, die beiden Deutschen Marianne und Günter, Überlebende der Besetzer-Szene, die einsame Witwe Stanca mit ihrem Hund und der verwirrte Obdachlose Ario – sie stehen für den Kotti-Kosmos. Doch über allem thront das Zentrum aus Beton. Riss in der Realität Der Autorin gelingt es auf verblüffende Weise, diesen Beton lebendig werden zu lassen – mit Klagen über die ständige Vernachlässigung und einer späten Rache. So entsteht ein Riss in…

Deutsche Wildnis
Rezensionen / 25. Mai 2021

Alexandra Schlüter lädt in dem Buch Auszeit Deutschland  dazu ein, „die Weite im eigenen Land“ zu entdecken und sich bewusst auf den Weg zu machen. 60 Touren hat sie zusammengestellt – zwischen Bergen und Meer, zwischen Höllentalklamm und Hiddensee.  Auch wenn sich Europa wohl bald wieder öffnet,  bleibt Deutschland wohl auch in diesem Jahr das Lieblings-Urlaubsland der Deutschen.  Und dann ist man froh um gute Tipps. Von der Hallig bis zum Chiemsee Drei Tage hat sie etwa auf der Hallig Langeneß verbracht, sich von Sturmfluten erzählen lassen und in der einsamen Landschaft das Zeitgefühl verloren. Einen Tag war sie im Kajak auf dem Chiemsee unterwegs, hat Herren- und Frauenchiemsee erkundet und vor der unbewohnten Krautinsel auch das Seewasser. Bekanntes und Unbekanntes Es sind nicht wirkliche Geheimtipps, die in dieser Auszeit Deutschland zu Naturerlebnissen und Mikroabenteuern verlocken. Die Burgenwanderung am Rhein, die Saarschleife oder die Eifelmaare sind ebenso bekannt wie der Chiemsee oder auch der Heidschnuckenweg. Wer dahin will, sollte sich nicht gerade in der Hochsaison auf den Weg machen. Weniger problematisch ist es vielleicht im Schwarzwassertal im Erzgebirge oder bei der Landpartie im Wendland. Ziemlich allein Auch beim Wandern „über Acht Tausender“ im Bayerischen Wald könnte man zeitweise zumindest relativ…

Vergewaltigt
Rezensionen / 21. Mai 2021

„Warum hast du nicht geschrien?“ fragte die Freundin, der Sophie Hardcastle von der Vergewaltigung durch ihren Freund erzählte. „Warum hast du nicht geschrien?“ fragt auch einer der Mitsegler auf dem Boot, nachdem Olivia verstört auftaucht. „Unter Deck“ so der Titel des Romans greift diese oft gestellte Frage auf und beantwortet sie auch. Was hätte es genutzt, wenn sie geschrien hätte, denkt Oli. Unter Deck hätte sie keiner gehört. Und wie ihr bleibt sexuell bedrängten Frauen oft der Schrei im Hals stecken. Dem Meer verfallen Olivia, die schon von ihrem Freund Adam gegen ihren Willen zum Sex „verführt“ worden war und sich dann von ihm trennte, hätte es eigentlich besser wissen müssen. Doch nach einer überaus harmonischen Erfahrung mit dem alten Mac und seiner charismatischen Freundin Maggie auf See, ist sie der Magie des Meeres verfallen und kommt vom Segeln nicht mehr los. Deshalb heuert sie auch auf dem Segelschiff von Vlad und seinen Kumpanen an. Fünf Männer und eine Frau Alle auf den ersten Blick ziemlich sympathisch, ja attraktiv. Vor allem von AJ fühlt sich Olivia angezogen, auch wenn es Cam ist, der ihr ganz offen Avancen macht. Nach einer gemeinsamen Nachtwache passiert es dann: AJ nimmt sich, was er…

München auf der Zunge
Rezensionen / 21. Mai 2021

Jetzt ist es soweit: München öffnet, und nicht nur die Gastronomen freuen sich. Doch wohin zuerst? Da kommt Hannelore Fisgus mit ihrem Buch über Münchens Gastroszene gerade recht. Aus rund 2700 gastronomischen Betrieben in der bayerischen Landeshauptstadt hat die Rundfunk-Journalistin zwei Dutzend herausgesucht, die mehr bieten als Weißwürste, Wurstsalat & Co. Appetitlicher Genuss-Streifzug Natürlich spielt bei dem Genuss-Streifzug, den Ingolf Hatz appetitlich in Szene gesetzt hat, auch typisch Bayerisches wie Leberkäs eine Rolle. Dazu gibt‘s sogar ein Rezept zum Selbermachen. Und ohne Brezen geht gar nichts, in diesem Fall kommen sie aus der Hofbräuhaus-Kunstmühle und werden noch von Hand geschlungen. Aber Fisgus geht auch mit der Zeit: Aus dem Bodhi im Multi-Kulti-Viertel Westend kommen die Rezepte für Tofu-Bratlinge oder eine vegane Quiche und aus der Senioren-Backstube Kuchentratsch ein veganer Rote-Bete-Schoko-Kuchen. München von früh bis spät Bei ihrer Suche nach Münchner Schmankerln war Fisgus emsig unterwegs – in Hinterhöfen und auf dem Viktualienmarkt, im Schlachthof und in Brauereien, in Hotspots und in der Vorstadt. 40 Rezepte hat die begeisterte Hobbyköchin dabei zusammengetragen und außergewöhnliche Menschen porträtiert. Los geht‘s mit dem Frühstück im „Franzosenviertel“ beim Bio-Bäcker und nach getaner Arbeit lockt das Kubaschewski am Stachus zu „Schampus und Schmarrn“. Ramen-Suppe und Prinzregententorte…

Missstimmung im Ferienhaus
Allgemein / 13. Mai 2021

Max Küng seziert gern seine Mitmenschen – als Kolumnist und als Buchautor.  So auch im Roman „Fremde Freunde“. Ein Haus in Frankreich: Wer träumt nicht davon. Jean und Jacqueline haben ihren Traum verwirklicht, aber ihnen laufen die Kosten davon. Warum also nicht Freunde an dem Feriensitz in der französischen Provinz teilhaben lassen? Das Paar lädt die Eltern der Freunde ihres Sohnes auf eine gemeinsame Woche in ihr Haus ein, und Jean verwöhnt die Gaumen seiner Gäste mit enthusiastischer Kochkunst. Gegensätzliche Charaktere Alles sieht gut aus, auch wenn die Paare nicht unbedingt harmonieren. Da sind die herbe und selbstbewusste Graphikerin Veronika und ihr Noch-Ehemann, der wortkarge Zahnarzt Bernhard. Der Gegensatz zu der unsicheren Sängerin Salome und dem von sich überzeugten aber nicht ganz so erfolgreichen Schauspieler Filipp könnte nicht größer sein. Und dann die Gastgeber: Der rundliche Genussmensch Jean und seine etwas naive Jacqueline. Merkwürdige Ereignisse Ganz allmählich schleichen sich Zweifel an dem Projekt ein, merkwürdige Ereignisse stören die oberflächliche Harmonie. Misstrauen keimt auf. Die Spannungen zwischen Veronika und Bernhard trüben die Ferienlaune, und Veronikas ungeniert zur Schau getragene Attraktivität bringt Filipps und Jeans Hormonhaushalt in Wallung, während Filipps ausgestellte Männlichkeit Jacquelines Träume beflügelt. Fremde in Frankreich Max Küng beschreibt in…

Mehr Pfützen braucht das Land
Rezensionen / 11. Mai 2021

„Noch ist es für unsere Heimat Natur nicht zu spät“, resümiert Jan Haft am Ende des ersten Kapitels seines gleichnamigen Buches. Der Natur- und Tierfilmer will die Leser wieder das Staunen über die Mannigfaltigkeit der Natur lehren – angefangen bei den kleinsten und unscheinbarsten Lebewesen. Wie dem Lumbricus badensis, dem badischen Riesenregenwurm, der bis zu einem halben Meter lang wird. Oder der Apornectodea Smaragdina, dem smaragdgrünen Regenwurm. Auch die langbeinigen Weberknechte weiß der Naturliebhaber zu schätzen. Zubetonierte Landschaft Umso größer ist sein Kummer über die bedrohte Natur – ob in Wald oder Feld, in Flusslandschaften oder in den Meeren. Auf den Feldern und Feldwegen registriert er einen ökologischen Niedergang als Folge von Herbiziden. Maisäcker bedrohen den Lebensraum Fluss ebenso wie Begradigungen, eine „unvorstellbare Misshandlung unserer Flüsse“. Darüber hinaus „werden jeden Tag etwa 80 Hektar Landschaft zubetoniert“. Kaum mehr ursprüngliche Natur Und im Wald dominieren Monokulturen und Plantagen – eine leichte Beute für Schädlinge oder Windbruch. Dabei hat schon 1713 der Oberberghauptmann Carl von Carlowitz eine nachhaltige Nutzung der Wälder gefordert: Für jeden gefällten Baum sollte in neuer nachgepflanzt werden. Der Erfolg lässt bis heute auf sich warten, weiß Jan Haft: „Es wurde abgeholzt, was der Wald hergab.“ Auch deshalb haben…

Hôtel Provençal – ein Haus mit Geschichte
Rezensionen / 4. Mai 2021

„Jeder Besuch an der Côte ist eine Lektion in philosophischer Lebenspraxis… Auf Juan-les-Pins trifft dieser Befund besonders zu….“ schreibt Lutz Hachmeister gegen Ende seines Buches über das „Hôtel Provençal“. Es beginnt mit dem Song von Peter Sarstedt „Where do you go to my lovely?“ und der Zeile „When you go on your summer vacation you go to Juan-les-Pins“ – über ein armes Mädchen, das in der leeren Welt des Jetset Karriere gemacht hat und ihren Sommerurlaub in Juan-les-Pins verbringt, einer „Art Resort für Körperkult, Fun und Games“ an der Côte d‘Azur. Was vom Ruhm übrig bleibt Im Zentrum dieses hedonistischen Hotspots: Das Hôtel Provençal. Hachmeister beschreibt dessen wechselhafte Geschichte und die seiner vielen Besitzer bis in die Gegenwart. Zurzeit steht von dem traditionsreichen Hotel, das zu seinen besten Zeiten alle Reichen, Schönen und auch die Möchtegern-Promis dieser Welt gesehen hat, nur noch ein Betonskelett. French Connection Am Anfang ermüdet das Name-Dropping etwas, denn der Autor widmet sich nicht nur dem seit mittlerweile 44 Jahren leer stehenden Hotel, er bezieht ganz Antibes mit ein, Cannes, Nizza und Saint Tropez. Und da tummelte und tummelt sich alles, was Rang und Namen hat: Milliardäre und Mafiosi, Schauspielerinnen und Scheichs, verarmte Künstler und Kokotten….

Weltwach-Lebenslektionen
Rezensionen / 3. Mai 2021

„Weltwach zu reisen bedeutet nicht, Meilen zu zählen, Passstempel zu sammeln oder Fotoalben zu füllen. Es geht darum, die Augen neuen Orten, das Herz neuen Kulturen und den Geist neuen Denkweisen zu öffnen.“ Erik Lorenz hat sich diesem „Weltwachsein“ verschrieben, dazu nicht nur ein Online-Magazin und einen Podcast gegründet, sondern auch ein Buch mit dem Titel Weltwach geschrieben. Erzählungen vom Reisen Darin erzählt er viel von seinen eigenen Reisen und Abenteuern: Von dem Erlebnis als Jugendlicher auf einer Farm in Australien, vom Abenteuer mit Freunden und Motorrädern im Himalaja, von einer Reise durch den Iran oder vom riskanten Wagnis am Vulkan Mount Mayon. Die Lehren der Podcast-Gäste Dazwischen lässt er seine Podcast-Gäste zu Wort kommen, allesamt bekannte Aussteiger, Abenteurer und Grenzgänger wie Reinhold Messner oder Rüdiger Nehberg, die Weitwanderin Christine Thürmer oder den Wüstengänger Bruno Baumann, den Reise-Anarcho Andreas Altmann oder Weltensammler Ilja Trojanow aber auch den Erfinder der Mikroabenteuer Christo Foerster. Und in jedem Kapitel zieht Lorenz aus den Reise-Erfahrungen eine Lebenslektion. Nicht zur Nachahmung empfohlen Es geht um Rücksichtnahme auf fremde Kulturen, um Nachhaltigkeit beim Reisen, um die richtige Selbsteinschätzung. Aber nicht alles, was Lorenz gewagt hat, eignet sich zur Nachahmung. Ohne Fahr- und Ortskenntnisse mit dem Motorrad…

Roadtrip zum Ich
Rezensionen / 3. Mai 2021

Ciara Geraghty spricht in ihrem Roman existentielle Fragen an:  Gibt es ein echtes Leben im Falschen? Terry Shephard ist eine ganz normale Mittelstands-Mutter mit Mann und zwei erwachsenen Töchtern. Ein eigenes Leben kennt sie nicht, sie wird ja zu Hause gebraucht – bis ihre Freundin Iris, die an fortschreitender MS erkrankt ist, beschließt, in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Für Terry eine inakzeptable Entscheidung, von der sie die lebensfrohe Iris unbedingt abbringen will. Ungewöhnliches Trio So kommt es, dass sie mit ihrem dementen Vater und der sterbewilligen Freundin eine ganz und gar ungeplante Reise unternimmt, über den Kanal und Frankreich bis in die Schweiz. Ciara Geraghty macht aus dieser ungewöhnlichen Kombination einen tragikomischen Roadtrip, der zu einer Ode an das Leben wird, getreu dem Buchtitel „Das Leben ist zu kurz für irgendwann“. Selbsterkenntnis mit Lebensfeude Für die Ich-Erzählerin Terry wird diese Fahrt, die ja auch so etwas wie eine Flucht aus der Familie ist, eine Offenbarung. Sie lernt sich selbst von einer ganz neuen Seite kennen, bekommt von ihrem Dad und der Freundin soviel Lebensfreude ab, wie sie es seit Jahren nicht kannte. Bei manchen Beschreibungen gleitet die irische Autorin ins Märchenhafte ab, etwa, wenn das seltsame Trio…