Was wäre, wenn sich Russland, die USA und China zusammentäten, um gemeinsam gegen den Klimawandel in den Krieg zu ziehen? Dirk Rossmann, seines Zeichens Drogeriemarkt-König, Schröder-Freund und dank offensiver TV-Werbung auch Bestseller-Autor, hat sich dieses Szenario für seine Roman „Der neunte Arm des Oktopus“ ausgedacht. Dass sich der eher nicht von allzu großer Bescheidenheit geplagte Unternehmer am Ende auch noch selbst in den Roman hineingeschrieben hat oder hineinschreiben hat lassen, geschenkt. Ein Komplott gegen die großen Drei Die Idee ist zwar utopisch, aber deswegen nicht schlecht. Natürlich formiert sich auch sogleich Widerstand gegen die geballte Macht der großen Drei oder G3. Vor allem Kriegsgewinnler wie Waffenhändler und Militärs sehen ihre Felle davonschwimmen. Böse Mächte schmieden also ein Komplott, das ihnen die Hoffnung auf weitere Kriege erhalten soll. Und welcher Staat taugt wohl besser als Übungsgelände als Brasilien? Der Koch als Held wider Willen Da regiert allerdings nicht Bolsonara, obwohl der gut ins Schema gepasst hätte, sondern ein Diktator namens Batista. Und während Xi weiter in China herrscht und Putin in Russland, heißt die US-Präsidentin Kamala Harris. Rossmann will ja nah an der Wirklichkeit bleiben. Zum Helden wider Willen wird dann ausgerechnet ein Koch, der als Caterer zufällig von den finsteren…
Was für ein Buch: Sasha Filipenko, 1984 in Minsk geboren und in St. Petersburg lebend, hat das belarussische Drama in einen Roman gegossen, der niemand kalt lassen kann. Zu gegenwärtig sind noch die verzweifelten Demonstrationen gegen Lukaschenko auf den Straßen von Minsk. „Meine inständige Hoffnung ist, dass diese Buch in meinem Land eines Tages nicht mehr aktuell sein wird“ schreibt der Autor im Vorwort. Keine Hoffnung auf Freiheit Es sieht nicht danach aus, als würde diese Hoffnung bald in Erfüllung gehen. Es sieht eher danach aus, als würde das Land unter dem ungeliebten Diktator weiter im Koma dahinsiechen, als würde alles bleiben wie es ist. Keine Aussicht auf Veränderung, keine Hoffnung auf Freiheit. Filipenko hat dafür Bilder gefunden, die haften bleiben. Angepasstes Leben Im Zentrum des Romans steht der 16-jährige Franzisk Lukitsch, der bei seiner liebevollen aber strengen Babuschka aufwächst und in einem staatlichen Gymnasium Cello lernt. Die Lehrer sind angepasst, unterrichten nach staatlicher Interpretation, andere haben keine Chance. Franzisk und seine Freunde sind es leid, wollen Spaß haben, die Jugend genießen, das Leben feiern. Doch bei einer Massenpanik wird der Junge schwer verletzt und fällt ins Koma. Die Hoffnung der Babuschka Obwohl der behandelnde Arzt und spätere Mann der…
In Querweltein geht es um Kurztrips und Fernreisen, vor allem aber um Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit war auf der digitalen Reisemesse ITB in Berlin das Wort der Stunde. Und doch scheint es beim Reisen weiterzugehen wie bisher. Die 20 Autorinnen und Autoren, die den Herausgebern Pia Wieland und Tobias Ertel in dem originell aufgemachten Buch Querweltein ihre persönlichen Reiseabenteuer schildern, sind da allerdings anderer Meinung. Sie bevorzugen Bahn und Rad, womöglich auch Esel und Pferd und sind auch gern zu Fuß oder per Autostopp unterwegs. Plädoyer für die Langsamkeit Für Billigflieger & Co haben sie nur Verachtung übrig. „Fliegen und Umweltschutz vertragen sich nicht“, macht der Grüne Marcel Roth klar. Nachhaltig reisen und damit auch langsamer bringt nach Meinung der Herausgeber die Wertschätzung für die Welt zurück. „Es kommt auf die Art und Weise an, auf die Langsamkeit und Intensität des Reisens und des Augenblicks.“ Ein ganz besonderes Transportmittel stellt die Allgäuerin Marie Eckart vor, den Fahrradbus. Bei seiner Geschwindigkeit, schreibt Eckart, komme ihre Seele gut mit. Die Reise darf nicht zur Kulisse werden Nachhaltig reisen, das wird schnell klar, ist langsamer, entschleunigend. Fünf Monate war der Arzt Philipp Fuge wandernd unterwegs und hat dabei nicht nur in einer lebensfeindlichen Gegend „eine…
Nicht mehr lang, dann ist Ostern. Doch was soll der Osterhase in diesem Jahr ins Nest legen – außer Schokoladeneiern? Ich hätte da eine Idee. Viele Kinder haben in Corona-Zeiten gelernt, zu Hause zu arbeiten. Den Schulstoff aufzuholen ist trotzdem nicht einfach. Und manche wollen auch mehr wissen über unsere Zeit und ihre Probleme. Oder über sich selbst. Hier sind ein paar Sachbücher, die ich dem Osterhasen gern in die Pfoten legen würde: Ein Virus kommt selten allein Wer wissen will, was eine Pandemie ist oder warum die Coronaviren – ja, davon gibt es viele – „die Intelligenzbestien unter den Viren“ sind, kann sich mit den Biologen Karsten Brensing und Katrin Linke in „Die spannende Welt der Viren und Bakterien“ (Loewe, 192 S., 16,95 Euro, ab 10). Wissbegierige Kids ab 9 erfahren hier, warum Viren keine Lebewesen, sondern Miniroboter sind und warum Bakterien nicht nur schlecht sind, was man unter Herdenimmunität versteht und was an einer RNA-Impfung anders ist. Alle Erklärungen sind kindgerecht, helfen aber vielleicht auch Erwachsenen weiter. Konkrete Nachhilfe gibt‘s durch witzige Illustrationen, Infokästen und Experimente. Ein Super-Nachschlagewerk für kleine und große Menschen, das nicht nur der Virologe Christian Drosten toll findet. Politik ohne viel Worte Politik ist…
Als literarisches Wunderkind wurde Benedict Wells (Foto: Roger Eberhard) gepriesen, als er mit Anfang 20 den Roman „Becks letzter Sommer“ veröffentlicht hatte – in seinem Wunschverlag Diogenes, dem er bis heute treu geblieben ist. Inzwischen ist der Name Benedict Wells fast schon Garant für Bestseller. Auch der jüngste Roman „Hard Land“ eroberte im Nu Platz 1 auf der Spiegel-Bestsellerliste. Immer wieder gelingen dem jugendlich wirkenden Deutsch-Schweizer, Jahrgang 1984, Bücher, die Kritiker als „Meisterstück“ bezeichnen und nach deren Lektüre nicht nur Fans behaupten, dass dieser Autor „schreiben kann“. Anfangs nur Absagen Eine Genugtuung für Wells, der mit anderen erfolgreichen Schriftstellern die Erfahrung teilt, am Anfang nur Absagen kassiert zu haben. Nach Schuljahren, die er ab dem Alter von sechs Jahren vorwiegend in Internaten verbracht hatte, und dem Abitur, entschied er sich fürs Schreiben und zog von München nach Berlin, in ein „fabelhaft schäbiges Einzimmer-Appartement“ – voller Erwartung auf ein Schriftsteller-Leben. „Tagsüber jobbte ich, nachts saß ich gespannt vor einem weißen Blatt und versuchte, es mit Leben zu füllen.“ Lieblingsautoren als Lehrer Seine Lehrer waren Lieblingsautoren wie Steinbeck, Nabokov, Tolstoi, Marc Twain aber auch Otfried Preußler mit Krabat und Stephen King mit „Das Leben und das Schreiben“. Vor allem aber John Irving,…
1962 waren die Pocken in Deutschland fast ausgerottet, da brachte ein Monteur die Krankheit aus Indien in die Eifel. Es ist eine fast vergessene Geschichte, die Steffen Kopetzky in seinem neuen Roman Monschau aufgreift. Und sie erinnert in vielem an das, was wir derzeit mit Corona erleben. Denn auch damals sorgten Fehleinschätzungen für die Ausbreitung, auch damals war es ein mutiger Arzt, der mit drastischen Maßnahmen die Epidemie zu überwinden half. Zwei Ärzte gegen die Pocken Steffen Kopetzky, der für seine Bücher („Grand Tour“, „Propaganda“) immer viel recherchierte, nennt diesen Arzt beim richtigen Namen: Günter Stüttgen. Auch für den jungen Helden seines Buches, den kretischen Assistenzart Nikolaos Spyridakis hat er ein Vorbild: Constantin Orfanos, im ersten Jahr Arzt, erklärte sich bereit, sich als „Pockenbeauftragter“ für vier Wochen bei der Firma Junker einzuquartieren. Eine Liebe über Grenzen hinweg Rither heißt die Firma im Roman, und die verwaiste Alleinerbin Vera, eine junge emanzipierte Frau, ist – anders als die erkrankten Patienten – wohl Kopetzkys Phantasie entsprungen. Denn der Autor wollte nicht nur die Geschichte einer Seuche schreiben, sondern auch eine Liebesgeschichte, die kulturelle und gesellschaftliche Grenzen sprengt. Der kretische Arzt, der als Kind die Gräuel der deutschen Besatzung miterlebt hat, und die…
Bipolar umschreibt ein Krankheitsbild, eine psychische Störung, die dazu führt, dass die Stimmung zwischen himmelhochjauchzend und am Boden zerstört schwankt. Das Leben ist aus dem Gleichgewicht geraten. Marilu, die Namensgeberin des Romans von Tania Witte, ist bipolar. Und ein typischer Fall. Denn solche Menschen können in der manischen Phase durchaus charismatisch auf andere wirken und sie auch manipulieren, während sie in der depressiven Phase von Selbstmordgedanken heimgesucht werden. Seelenverwandte in der Krise Im Spannungsfeld zwischen Euphorie und Trübsinn fällt es ihnen aber auch schwer, ein „normales“ Leben zu führen. Elli lernt Marilu in einer psychiatrischen Klinik kennen, in der sie wegen eines unüberwundenen Traumas behandelt wird: In problematischen Situationen „versteinert“ sie buchstäblich. Die beiden Teenager erkennen einander als Seelenverwandte und schließen eine tiefe Freundschaft, die in einem Schwur unterm Sternenhimmel gipfelt. Doch Elli überwindet ihre Krise, findet Halt bei ihrem Freund Tom und will am liebsten alles hinter sich lassen – auch Marilu. Ein Rennen gegen die Zeit Doch sie hat die Rechnung ohne die Freundin gemacht. Marilu will sich nicht abfinden mit der Entfremdung und lockt Elli mit einer nur leicht verhüllten Selbstmorddrohung auf eine gefährliche Schnitzeljagd. Begleitet werden soll sie dabei von Marilus jüngerem Bruder Lasse. Beide, so…
Véronique Ovaldé ist eine versierte Autorin. Sie weiß genau, wie sie ihre Leser bei der Stange hält. Das gilt auch für ihren neuen Roman mit dem etwas sperrigen Titel „Niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln“. „Sie blickt von ihrer Terrasse auf ein Meer aus Büschen und hohen Kastanien, sie lächelt immerfort, niemand hat Angst vor Leuten, die lächeln, nicht wahr…“ Der Satz mit dem Titel kommt fast am Ende des Romans, in dem nicht nur gelächelt wird. Das Lächeln als Maske Ein Lächeln könne auch eine Maske sein, sagt die Autorin Véronique Ovaldé. Und Gloria, die alleinerziehende Mutter, die im Zentrum dieses Romans steht, weiß diese Maske zu nutzen. Das hat sie das Leben gelehrt – und so manches mehr. Familienfluch und Mutterliebe Der Roman beginnt damit, dass Gloria ihre Töchter Stella und Loulou mitten aus dem Unterricht abholt und mit ihnen nach Norden fährt, ins Elsass. In einem eher abgelegenen herrschaftlichen Haus hat sie als Kind viel Zeit bei der gefühlskalten Großmutter verbracht. Auch bei der Mutter hat Gloria nie sorgende Liebe gefunden. Diese Lieblosigkeit empfindet sie als Familienfluch. Um dem zu entkommen will sie ihren Töchtern eine perfekte Mutter sein, sie vor allen schlechten Einflüssen und Nachrichten…
Kein Wunder, dass die Autorinnen anonym bleiben wollen. Für ihren Roman „Sex für Wiedereinsteiger“ haben sie sich ganz offensichtlich in ihrem Freundeskreis bedient. Die meisten von uns kennen diese Frauen: Die überforderte Mutter, die unbefriedigte Ehefrau, die unterversorgte Single, die frustrierte Karrierefrau, die Esoterikerin, die Landpomeranze oder die Lesbe… Sie alle treffen sich bei einem Seminar, das ihnen mehr Freude am Sex verspricht. „Schöner kommen in der zweiten Lebenshälfte“ – das wollen sie alle und das wollen wahrscheinlich auch ihre Schöpferinnen. Sex als Stimmungsaufheller „Mila Paulsen ist das gemeinsame Pseudonym zweier befreundeter Autorinnen, die unter ihren wahren Namen seit über zwanzig Jahren erfolgreich Artikel, Kolumnen, Bestseller, Liebes- und Abschiedsbriefe sowie Einkaufslisten schreiben“, heißt es im Klappentext. Auf die Idee zu dem Buch seien sie in einem Gespräch darüber gekommen, „dass großartiger Sex als Stimmungsaufheller besser wirkt als Johanniskrauttropfen und Yoga zusammen“. Tatsächlich macht das Buch Lust und erfüllt in diesen grauen Corona-Zeiten schon mal die Aufgabe des Stimmungsaufhellers. Auch wenn die Retter aus der Frust-Falle ein bisschen zu viel Märchenprinz abgekriegt haben. „Andrea war absolut hingerissen, wie wunderschön dieser nackte, warme Männerkörper aussah. Wie weich und fest zugleich er war. Sogar seine Hände und Füße waren schön, wie konnte das…
Vor allem für Kinder erweist sich der lange Lockdown in der Corona-Pandemie als bleierne Zeit. Umso wichtiger ist es für sie, hin und wieder rauszukommen in die Natur und sich frei zu fühlen. Wer dazu noch Anleitungen braucht, findet sie in Fülle in dem dicken Buch Ausgebüxt . „Kinder sind die besten Abenteurer“ meinen die Outdoor-Freaks Jana und Patrick Heck. Deshalb ermuntern sie dazu, „die Welt draußen durch die Augen der Kinder“ zu sehen und mehr Natur in den Familienalltag zu bringen. Mikroabenteuer vor der Haustür Mikroabenteuer, davon sind die jungen Eltern überzeugt, sind auch in Großstädten erlebbar – oft direkt vor der Haustür. „Am liebsten starten wir direkt vor der Haustür und sind dann für ein paar Tage nur draußen“, schreibt Jana: „Geschlafen wird mitten in der Natur unterm Sternenzelt. Für uns ist das pure Freiheit. Ganz einfach, preiswert und nah.“ Tipps und Rezepte für Nachahmer Damit auch alles gut klappt, erzählen die beiden Autoren in Ausgebüxt nicht nur von den eigenen Erfahrungen, sie geben auch jede Menge Tipps – für die richtige Kleidung und Ausrüstung auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit, zur Packliste und zur Routenplanung. Im hinteren Teil gibt es noch eine ganze Rezeptliste für die Outdoorküche…