Sofia Lundberg, die mit ihrem Debüt „Das rote Adressbuch“ einen Überraschungserfolg verbuchen konnte, ist mit „Ein halbes Herz“ wieder ein Roman gelungen, der mit Sicherheit den Weg in die Herzen der Leser und Leserinnen findet. Es ist eine harte Kindheit, die Elin in Gotland erlebt, wo sie mit ihren zwei jüngeren Brüdern aufwächst. Der Vater, ein Alkoholiker, der im Rausch eine Frau beinahe erschossen hat, sitzt hinter Gittern. Die Mutter Marianne, frustriert und einsam, verliebt sich in den Nachbarn. Er ist der Vater von Elins Freund Frederick, der mit seiner Mutter wegzieht aus dem Dorf. Und Elin fühlt sich immer mehr allein gelassen von allen, die sie liebt. Die Vergangenheit meldet sich zurück Ist das dieselbe Elin wie die schöne, erfolgreiche Fotografin, die in New York von Termin zu Termin hetzt und dabei ihre Familie vernachlässigt? Eines Tages flattert ihr ein Brief ins Haus – von Frederick. Er hat einen Stern nach ihr benannt. Der Brief bringt ihr Leben aus dem Gleichgewicht, Erinnerungen aus ihrer Kindheit, die sie lange verdrängt hat, tauchen auf. Als ihr Mann Sam sie verlässt und sie Gefahr läuft, auch ihre Tochter Alice zu verlieren, beginnt Elin, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Als erstes muss sie…
Wer hätte gedacht, dass der Himmel über den schottischen Highlands so gefährlich sein könnte? Der schottische Autor G.R. Halliday scheint fasziniert von himmlischen Events, vor allem von Meteoriten: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass schon morgen ein unbekannter Asteroid wie aus dem Nichts auftaucht, groß genug, um die menschliche Zivilisation vollständig auszulöschen. Verborgen im Licht der Sonne. Ein Meteoriteneinschlag hat die Dinosaurier ausradiert. Ein Meteoriteneinschlag könnte außerdem vor zehntausend Jahren die Polkappen zum Schmelzen gebracht haben…“, erklärt einer ihrer Kollegen der in einem aufsehenerregenden Mordfall ermittelnden Kommissarin DI Monica Kennedy. Schwarze Steine in der Kehle Ein Junge ist ermordet und wie ein Opferlamm in der Landschaft abgelegt worden. Er wurde wohl auch gefoltert, und in seiner Kehle steckt ein schwarzer Stein. Wer tut so etwas? Gleich darauf der nächste Tote. Wieder ein Junge, wieder ein schwarzer Stein. Die Polizei ist in Alarmstimmung und ermittelt in alle Richtungen. DI Monica, wegen ihrer auffallenden Größe „Riesin“ genannt, hat kaum noch Zeit für ihr Töchterchen Lucy. Und dann ist da auch noch der Sozialarbeiter Michael, der einen ihm anvertrauten Jungen sucht. Ist Nichol auch Opfer des Serienmörders geworden? Ein unerwarteter Täter Halliday hat sein Krimidebüt in den oft Nebel verhangenen Highlands rund um Inverness…
Dem lokalen Buchhandel droht durch die Corona-Krise das Aus. Während Amazon munter weiter ausliefern kann, mussten die kleinen Läden schließen. Nun fürchten sie, auch ihre Stammkunden zu verlieren. Und das in einer Zeit, in der Bücher wieder gefragt sind. Weil die Menschen zu Hause bleiben sollen und oft viel Zeit haben. Kinos und Theater sind auch geschlossen, manches ist zwar online oder virtuell zu sehen. Aber Bücher können die Welt ins Haus bringen. Rettet den lokalen Buchhandel Deshalb hat Literaturtest jetzt eine Kampagne für den lokalen Buchhandel gestartet. Bei „Freundschaft fürs Lesen“ geht es darum, dass Leser Gutscheine für Bücher kaufen, die in den Online-Shops des Buchhandels eingelöst werden können oder auch später, wenn die Buchläden wieder öffnen. Es geht darum, den örtlichen Buchhandel am Leben zu erhalten. Alle können mitmachen und Zukunft sichern – aus Liebe zum Lesen. Buchhändler erhalten entsprechendes Material und Leser die nötigen Infos unter www.freundschaftfuerslesen.org
Eigentlich wissen sie von Anfang an, worauf sie sich einlassen. Der nicht ganz taufrische Subaru-Bus steht nicht um die Ecke, sondern in Bischkek/Kirgistan. Aber irgendwie reizt Vanessa Scharsching und Christian Biermann das Abenteuer. Und sie lassen sich auch davon nicht entmutigen, dass ihr Bus geplündert worden ist. 30 Jahre hat der Subaru Libero auf dem Buckel und danach riecht er auch. Trotzdem wächst Stinki, wie sie ihr fahrbares Zuhause nennen, dem österreichischen Pärchen sogleich ans Herz. Scheinehe gegen die Neugier Learning by doing heißt fortan die Devise, denn Stinki braucht viel Zuwendung mittels Reparaturen, und die Automechaniker in Kirgistan sind da eher überfordert. Doch außer den üblichen Pannen und neugieriger Fragen sind die beiden Abenteurer begeistert vom Land, bewundern Sportarten wie Pferdewrestling und Ziegenpolo, gehen „eine äußerst intakte Scheinehe“ ein und ringen sich auch dazu durch, vergorene Stutenmilch zu trinken, um die Gastgeber nicht vor den Kopf zu stoßen. Auf der Gefühlsachterbahn Stinki absolviert derweil Kurven, Schlaglöcher und Wellblechpisten. „Der Subaru war ja nicht nur Anstoß für unsere Reise und Anstoß einiger Schimpftiraden gewesen, sondern auch immer wieder Anlass für unvergessliche Begegnungen mit Einheimischen“, notiert Vanessa Scharschning dankbar: „Kinder und Erwachsene liebten Stinki.“ Leicht ist es trotzdem nicht, mit dem…
Elsemarie Maletzke hat eine Vorliebe für Gärten und für England. Beide hat sie in ihrem neuen Kriminalroman Magnolienmord zusammengebracht. Auf höchst vergnügliche Art. Dies ist kein Krimi, der mit viel Blut und brachialer Gewalt aufwartet, auch nicht mit allwissenden Kommissaren. Hier geht es um eine bibliophile Hobbygärtnerin und einen polnischen Dendrologen (Baumforscher) mit kriminellen Neigungen. Angespanntes Verhältnis zwischen Vermieterin und Mieter Dass die beiden zusammenkommen, ist am Anfang nicht abzusehen. Da stehen Vermieterin und Teilzeitmieter einander mit gegenseitiger Abneigung gegenüber: „Elinor sah einen großen Mann jenseits der fünfzig mit grauen Augen, graugesticheltem Haar und schmalen Wangen. Gärtnerbräune, dachte sie ,die am Kragen und über den Ellenbogen aufhört.“ „Er sah eine alte Jungfer, noch schlank, noch ganz appetitlich, mit hohen Wangenknochen, die sie auch im nächsten Jahrzehnt noch gut aussehen lassen würden.“ Ein „barsches Weib“ ist die Vermieterin für den Mieter Simon Jankowski, der sich für andere Hausbewohner mit einer Aktion im angrenzenden Jüdischen Friedhof verdächtig macht. Ein Baumsturz mit Folgen Doch dann wird Elinor von ihrer jüngeren Schwester und deren Kurzfrist-Lebensgefährten heimgesucht und die Wohnung wird zum Schlachtfeld. Dagegen wird ihr der polnische Mieter mit seinen guten Manieren schon fast zur Zuflucht. Eine zarte Liebe blüht auf. Doch der hilfsbereite…
Anne Tyler kann meisterhaft von den kleinen Dingen des Alltags erzählen. Das tut sie auch in ihrem neuen Roman „Der Sinn des Ganzen“: Micah ist kein Traummann, eher einer, den man gern übersieht. Einer, der sich klein macht, der nicht auffallen will. Fast symbolisch lebt er im Souterrain in einer bescheidenen Absteige, die er allerdings pedantisch sauber hält. Seine Tage sind durchstrukturiert. Erstaunlich, dass er trotzdem noch Zeit hat für seine Freundin, Cass, eine Lehrerin. Die beiden passen eigentlich gut zusammen, denn Cass kommt auch bei Micahs Familie gut an. Micahs Welt gerät in Unordnung Aber dann macht Micah das ganze schöne Arrangement zunichte. Einfach so, weil er nicht richtig zuhört, weil er gedankenlos ist. Cass hat ihm davon berichtet, dass sie womöglich ihre Wohnung verlieren könnte. Und er? Hat keinen Ratschlag, nur leere Worte. Und dann taucht Brink auf, der Sohn von Micahs Jugendliebe, und bringt Micahs geordnete Welt durcheinander und Cass auf die Palme. Die Freundin verlässt ihn, die Familie wundert sich, und Micah wird eine unangenehme Wahrheit bewusst: „Er hatte niemanden.“ Leere Tage und keine Aussicht auf Besserung Brink ist nicht sein Sohn und die Jugendliebe verheiratet. Die Schwestern leben ihr eigenes Leben, und Micahs Tage sind…
„Das ist doch der Gipfel“ hat Andreas Lesti seine „Geschichten von den Bergen der Welt“ überschreiben. Von Mutmenschen und Pionieren handelt diese Essay-Sammlung und auch davon, „wie aus dem ehemaligen Schreckensort Alpen ein Sehnsuchtsort wurde“. Der Alpinist und Autor Andreas Lesti hat manche der geschilderten Routen selbst begangen und mit einigen der Porträtierten gesprochen. Aus seiner Faszination für die Welt der Berge und die „Helden der Vergangenheit“ macht er kein Hehl. An 15 Porträts und Geschichten hangele sich das Buch durch Zeit und Raum, schreibt er im Vorwort. Es lohnt sich, jede einzelne zu lesen – und dazu auch Rekordsammlung hinter den einzelnen Kapiteln. Denn Andreas Lesti ist ein ebenso versierter Kenner der Alpingeschichte wie ein guter Erzähler. Der Dichterfürst auf der Furka Da erfährt man etwa, dass Belsazar Hacquet 1785 von einem Bergsteiger erwartete, er müsse „in allen Fällen beherzt seyn und keine Furcht vor hohen, noch gähen Abstürzen haben“. Oder dass Deutschlands Dichterfürst 1779 auf der Furka Kälte und Eis erlebte und später die Bergkletterei als etwas Barbarische verurteilte. Man liest mit Interesse, dass Alexander von Humboldt, der eher als Universalgelehrter denn als Alpinist bekannt ist, 1802 am Chimborazo einen Höhenrekord aufgestellt hat. Und man wundert sich über…
Flüsternde Wälder heißt der neue Alpenkrimi von Nicola Förg, der viel über Waldeslust und Waldesfrust erzählt. Die Bauern kämpfen ums Überleben – wie der Wald in Bayern: „Wir verdienen kein Geld mehr mit unserer Milch. Also vermieten wir Ferienwohnungen, aber dann beschweren sich die Gäste, dass die Möbel nicht den alpinen Loungecharakter haben, so, wie sie das letztes Jahr in Südtirol haben… Wir ertrinken in Käferbäumen, kommen kaum nach mit dem Umschneiden. Dann noch der ganze Windbruch. Wir haben echt andere Probleme als waldbaden zu gehen.“ Die Aktualität lässt grüßen In Nicola Förgs Alpenkrimis lässt die Aktualität grüßen. Nur das Corona Virus konnte die journalistisch ausgebildete Krimi-Autorin noch nicht verarbeiten. Aber auch ohne das Virus, das derzeit die Welt in Atem hält, ist ihr neuestes Buch wieder hoch aktuell und spannend. Zwei esoterisch vorbelastete Menschen kommen kurz nacheinander ums Leben. Eine Waldbade-Trainerin wird von einem Bulldog überrollt, ein „Heiler“ wohl bei einem Einbruch erschlagen. Alles sieht ganz einfach aus und ist doch viel komplizierter. Zwei merkwürdige Todesfälle Die Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl stoßen bei ihren Ermittlungen auf E-Biker und Detox-Jünger, auf Senioren, die kaum von ihrer Rente leben können, und Freizeitsportler, für die Natur nichts weiteres als eine…
Im Freien fühlt sich Björn Kern am wohlsten. Nahweh nennt der Autor den Drang nach Draußen, das Bedürfnis, in die Natur einzutauchen, die Nacht im Wald zu verbringen. Um diesen Drang zu befriedigen bedarf es keines Flugzeugs und keiner Bahn. „Man muss nur vom Schreibtisch aufstehen, die Haustür aufstoßen und nach draußen gehen.“ Wobei Kern Glück hat mit seiner Exit-Strategie: Björn Kern lebt in einer „brüsken Landschaft“, im Oderbruch in einem „im Verfall begriffenen kleinen Hof“. Hier kann er dem Nahweh nachgeben und immer wieder im Lauf der Jahreszeiten eine Wunderwelt entdecken. Eine Ode an die Nähe „Deutschland als Nation taugt nicht als Sehnsuchtsort“, schreibt er, „wohl aber seine Ränder, seine Brachen, seine Auen, Lüche und Brüche.“ Womöglich ist seine Ode an die Nähe heute in Zeiten des Corona Virus das Buch der Stunde. Denn wenn Europa zum Sperrgebiet mutiert, die Kreuzfahrtschiffe und Hotels zu Quarantänestationen, dann bekommt die nächste Umgebung wieder eine ganz neue Qualität. Wie wäre es, fragt sich Björn Kern in einer schlaflosen Nacht, „wenn alle ihre Häuser verließen und ins Mondlicht drängten, die Sommernacht feierten, und am nächsten Morgen kein Flugzeug mehr ginge, kein Bus und keine Maschine und wie glücklich der volkswirtschaftliche Ausfall alle machen…