„Im Laufe des letzten Jahres hatten wir an den unmöglichsten Orten übernachtet: an russischen Crack-Buden, auf Grünstreifen in Industrieanlagen oder auf Artilleriefeldern im Iran…“ Ja, die drei Jungs aus Großbritannien haben sich so manches getraut, wovon normale Touristen“ nicht mal träumen würden. Die Idee, mit einem Taxi um die Welt zu fahren, wurde nach einer alkoholgeschwängerten Nacht im Pub geboren, und Alkohol fließt auch auf der Fahrt mit dem altersschwachen London Black Cab, das die drei abenteuerlustigen Freunde Johno, Leigh und Paul auf den Namen Hannah taufen, immer wieder in Strömen. Zwei Guinness-Rekorde bei der Weltumrundung Dass sie es trotzdem schaffen, mit ihren Taxi auf einen der höchsten Punkte der Erde zu fahren, das Everest Basis Camp, brachte ihnen einen Guinness Record ein, den anderen gab es für die längste Taxifahrt der Welt. Wer das Buch, das aus der Weltumrundung entstanden ist, liest, wird den Dreien ihren Rekord wohl kaum streitig machen. Dass sie die Fahrten durch den Irak und Pakistan ebenso überlebt haben wie den mörderischen indischen Verkehr oder die Hitzerekorde in Australien, war pures Glück. Und nicht jeder möchte bei seiner Reise als Couchsurfer bei fremden Menschen auf dem Fußboden pennen, sich von Einheimischen einladen lassen oder wegen…
„In dem Augenblick, in dem du eine Idee in das trübe Wasser dieser Welt tauchst, wird sie, so phantastisch sie auch sein mag, besudelt.“ Von dieser Besudelung großer Ideen erzählt der Israeli Nir Baram in seinem ambitionierten Roman „Weltschatten“. Es geht um das große Ganze: die Auswüchse der Globalisierung, darum, wie alles zusammenhängt, um die unheilvollen Verflechtungen von Wirtschaft und Politik – und um das Ende der Ideale. Baram erzählt seine komplexe Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in drei Erzählebenen. Früher rabiat und rebellisch, später erfolgreich und korrupt Per E-Mail-Verkehr lässt er etablierte und längst korrumpierte Mitarbeiter einer weltweit agierenden Beraterfirma zu Wort kommen; in der dritten Person erzählt er von einem naiven Israeli, der in die Fallen des Großkapitals stolpert und im Kokon der Wohlhabenheit charakterlich verwahrlost. Und dann ist da noch ein namenloser Ich-Erzähler, der sich mit einer Gruppe von jungen Chaoten zusammengetan hat, die einen weltweiten Streik organisieren wollen. Rabiat und rebellisch wie sie waren früher einmal auch die Berater, doch die Saturiertheit hat sie blind gemacht für alles, was außerhalb ihrer Geschäfte liegt, auch für die Menschlichkeit – bis auf einen, der zum Whistleblower wird. Da ahnt man schon, wie die einzelnen Bauteile sich zu einem…
Er weiß, wie er seine Leser dran kriegt, auch wenn er ihnen eine hanebüchene Geschichte auftischt. Leon de Winter ist ein Meister der spannenden Erzählung, und dabei scheut er sich auch nicht, die Realität umzuschreiben. Das gilt besonders für seinen neuen Roman „Geronimo“. Doch diesmal treibt es der Niederländer zu bunt. Denn Winter wagt sich an die Weltgeschichte. Geronimo war das Codewort für die Aktion Bin Laden Geronimo lautete das Codewort für die Aktion Usama Bin Laden, bei der der Gesuchte ums Leben kam. Doch was wäre, wenn die Geschichte lügt? Wenn bin Laden überlebt hätte? Dank eines Komplotts? Das ist die Ausgangsbasis für de Winters Roman. Im Mittelpunkt steht der nicht mehr aktive Navy Seal Tom Johnson. Vorwiegend aus seiner Sicht erzählt Leon de Winter eine Geschichte um Verlust und Liebe, um Verrat und Verantworung, um die Macht der Musik und die Machtspiele der Politik. Zum Gradmesser der Menschlichkeit wird das Mädchen Apana, das über Bachs Goldberg-Variationen Glück erfährt und von den Taliban deswegen verstümmelt wird. Johnson, der Apana mit Bach vertraut gemacht hat, fühlt sich für sie verantwortlich. Aber auch einem anderen wächst die schöne Verstümmelte ans Herz: Usama bin Laden, der hier menschliche Züge zeigen darf, nimmt…